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Auf dem Weg, allein, mittendrin: die tägliche Qual entlang der Baustelle am S-Bahnhof Warschauer Straße.

© Kai-Uwe Heinrich

Partykiez Berlin-Friedrichshain: Neubau S-Bahnhof Warschauer Straße verzögert sich

Der S-Bahnhof Warschauer Straße ist Ziel der Partygänger und Fans. Ewig schon ist er Baustelle – und bleibt es. Unterlagen eines Unternehmens waren mangelhaft. Am Ostkreuz und der Prenzlauer Allee geht's voran.

Hier steigen die Partygänger aus, die in die Clubs auf dem RAW-Gelände an der Revaler Straße wollen. Und hier strömen die Massen, wenn es in der O2-World Basketball- oder Eishockeyspiele oder ein Konzert gibt: Der S-Bahnhof Warschauer Straße ist das Eingangstor für Tausende von Fahrgästen. Seit Jahren schon müssen sie sich auf langen Wegen über eine Baustelle quälen. Und dabei wird es länger als geplant bleiben: Der Neubau des Empfangsgebäudes verzögert sich.

Schon seit Wochen tut sich hier nichts mehr. Bereits 2014 waren die Stützen für den Neubau zwischen den Gleisen der S-Bahn und ein sogenanntes Schutzgerüst über den Gleisen errichtet worden. Auf diesem Schutzgerüst sollte die Baufirma die Bodenplatte des Eingangsgebäudes betonieren. Die erforderlichen Ausführungsunterlagen des Unternehmers hätten wegen erheblicher Mängel in wichtigen Bereichen aber nicht freigegeben werden können, sagte ein Bahn-Sprecher.

Teile der Planungsleistungen seien gekündigt und im Rahmen einer „Ersatzvornahme“ neu beauftragt worden. Das Überarbeiten der Pläne sei noch nicht abgeschlossen, deshalb habe es auch noch keine Baufreigabe gegeben. Auf einen Termin zum Fortsetzen der Arbeiten wollte sich der Sprecher nicht festlegen.

Künftig alle Linien stadteinwärts an einem Bahnsteig

Wie am Ostkreuz werden auch im Bahnhof Warschauer Straße die Gleisanlagen so umgebaut, dass künftig an einem Bahnsteig alle Linien stadteinwärts halten und an einem zweiten alle stadtauswärts fahrenden Bahnen. Diese Arbeiten sollen Mitte 2017 abgeschlossen sein. Dann sollte auch der Bahnhofs-Neubau fertig sein. Nun werden die Fahrgäste 2017 auf ihrem Weg zu und von den neuen Bahnsteigen durch einen Rohbau gehen müssen, kündigte der Sprecher an. Ob es dabei weitere Einschränkungen geben werde, stehe nicht fest.

Christfried Tschepe vom Fahrgastverband Igeb wundert sich nur. Pläne der Baufirmen müssten schon beim Entwerfen mit dem Auftraggeber, also der Bahn, abgestimmt werden, sagte er. Bei so vielen Beteiligten sei es unverständlich, dass es zu einer solchen Planungspanne gekommen sei.

Am Ostkreuz sind die Arbeiten im Plan

Aber immerhin: Am Ostkreuz seien die Arbeiten im Plan. Im Dezember werde der Bahnsteig für den Regionalverkehr neben den Ringgleisen der S-Bahn fertig, bei dem der frisch aufgebrachte Belag wegen Baumängeln beseitigt und neu gelegt werden muss. Die Inbetriebnahme des Bahnsteigs für den Regionalverkehr hat sich dadurch um ein Jahr verzögert.

Von Dezember an sollen nun aber Züge von drei Linien an dem oberen Regionalbahnsteig halten, der nachträglich noch ein Dach bekommen hat, auf das die Bahn verzichten wollte. Die Zahl der erwarteten Fahrgäste war ihr zunächst zu gering. Die Überdachung wurde dann vom Senat finanziert – aus den Mitteln, die er der S-Bahn in ihrer Krise mit den vielen Ausfällen gestrichen hatte.

Zum Ostkreuz fahren nun Züge der heutigen RB 19 von Senftenberg über Schöneweide und Bernau nach Eberswalde. Jetzt enden die Züge in Berlin noch in Gesundbrunnen. Zudem fahren die Linien RB 12 vom Ostkreuz nach Templin und die RB 25 nach Werneuchen, deren Berliner Endstation derzeit Lichtenberg ist. 2017 sollen am unteren – neuen – Regionalbahnsteig dann auch Züge der RE 1 Magdeburg – Frankfurt (Oder)/Eisenhüttenstadt halten. Auch hier will die Bahn bisher nur ein kurzes Dach bauen.

Abgerissen hat die Bahn inzwischen ein altes Stellwerk am Ostkreuz, das außer Betrieb war, zunächst aber stehen bleiben sollte. Es habe keinen Denkmalschutz gehabt, sagte der Bahn-Sprecher. Ein späterer Abriss des funktionslosen Stellwerks unter Betrieb wäre, sagte der Sprecher, kaum möglich gewesen.

Pläne für Prenzlauer Allee liegen aus

Nach jahrelangem Stillstand geht’s auch am S-Bahnhof Prenzlauer Allee voran. Dort war der Bau eines zweiten Ausgangs zunächst am Widerstand von Anwohnern gescheitert, weil ein Spielplatz an der Kanzowstraße während der Bauzeit als Lagerplatz genutzt und danach nur noch verkleinert wieder geöffnet werden soll. Auch eine Grünanlage an der Ahlbecker Straße ist betroffen. Nun aber liegen die Pläne bis 13. Mai im Bürokomplex an der Fröbelstraße 17, Haus 6, Raum 226, öffentlich aus.

Bahn und Bezirk haben sich entschieden, den westlichen Ausgang so zu bauen wie es schon 2013 vorgesehen war – mit der Zwischennutzung des Spielplatzes. Pläne für einen weiteren Ausgang, der die Wege für viele Fahrgäste verkürzt, hatte es schon Anfang der 1990er Jahre gegeben. Eine Fußgängerbrücke über den im Einschnitt liegenden Gleisen soll nun die Ahlbecker Straße und die Kanzowstraße verbinden; eine Treppe führt zum Bahnsteig.

Die Bauzeit ist mit rund 14 Monaten veranschlagt die Kosten sollen bei einer Million Euro liegen. Zeitweise muss für den Bau auch der Verkehr der S-Bahn unterbrochen werden.

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