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Berlin: Passend gemacht

über das Tempodrom als Monument politischer Psychologie Das war ein schöner rachsüchtiger Traum: Am Ende der Tempodrom-Untersuchungen, so hofften viele, werde ein Gesamtschuldiger stehen, den man dann teeren, federn und durch die Stadt treiben könne. Doch so funktioniert Politik nicht, nicht bei so komplexen Katastrophen wie dem Bau des Größenwahn-Kulturtempels.

über das Tempodrom als Monument politischer Psychologie Das war ein schöner rachsüchtiger Traum: Am Ende der Tempodrom-Untersuchungen, so hofften viele, werde ein Gesamtschuldiger stehen, den man dann teeren, federn und durch die Stadt treiben könne. Doch so funktioniert Politik nicht, nicht bei so komplexen Katastrophen wie dem Bau des Größenwahn-Kulturtempels.

Die Untersuchung ist dennoch schon jetzt alles andere als überflüssig. Denn sie öffnet den Blick auf ein saftiges Stück politischer Psychologie, zeigt die Mechanismen, die greifen, wenn Wichtige und Einflussreiche zusammen sich um jeden Preis ein Denkmal setzen wollen. Dann wird getrickst und getäuscht, werden Abkürzungen hart an der Grenze zur Illegalität gegangen und die Regularien der Demokratie aufs Äußerste strapaziert. „Erst bauen – dann planen“ ist das Motto solcher Seilschaften, das wurde in der gestrigen Ausschusssitzung wieder bemerkenswert deutlich. Der Volksmund sagt: Was nicht passt, wird passend gemacht.

Passend gemacht werden dabei vor allem die Einwände der Fachleute, die in der Hierarchie aber zu niedrig stehen, um sich durchzusetzen. Denen oben vernebelt die Euphorie den Blick, die unten können nur mitmachen oder resignieren. Die Landesbank, die das Desaster hätte verhindern können, raste damals nach dem gleichen Prinzip in den Abgrund.

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