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Berlin: Patient Wald: Der Wald leidet auch unter dem Wetter

In diesem Jahr geht es dem Berliner Wald besonders schlecht, weil er neben den üblichen Unbilden wie Autoabgasen und Beanspruchungen durch Menschen und Hunde auch noch das abnorme Wetter ertragen musste. Wegen der Dürre im Frühjahr haben besonders die Laubbäume ein Notprogramm ablaufen lassen.

In diesem Jahr geht es dem Berliner Wald besonders schlecht, weil er neben den üblichen Unbilden wie Autoabgasen und Beanspruchungen durch Menschen und Hunde auch noch das abnorme Wetter ertragen musste. Wegen der Dürre im Frühjahr haben besonders die Laubbäume ein Notprogramm ablaufen lassen. Sie rechneten quasi mit dem eigenen Tod. Jetzt, im Herbst, kommen die Bäume nicht zur Ruhe, weil der Frost ausbleibt. Die Klimaveränderung belaste den Patienten Wald inzwischen erheblich, sagt Elmar Kilz. Er ist der Waldschadenbeauftragte Berlins.

Zudem zeichnet sich ab, dass der Rückgang der Luftverschmutzung den Bäumen weit weniger bringt, als man in den 80er Jahren angenommen hatte. Durch die geringere Staubkonzentration wird der saure Regen schlechter neutralisiert. Es fehlen zudem wichtige Nährstoffe wie Magnesium und Calcium. Dafür gibt es wegen der vermehrten Autoabgase ein Überangebot an Stickstoff. Die Bäume wachsen schneller, treiben ihre Wurzeln aber nicht mehr in die Tiefe. Dadurch werden sie anfälliger für Trockenstress und stürmisches Wetter. Unklar ist noch, wie sich die gestiegene Ozonkonzentration auf den Wald auswirkt.

Kilz fordert deswegen vom Senat eine konsequentere Politik zur Reduzierung von Autoabgasen. Freiwillige autofreie Sonntage würden kaum weiterhelfen. "Das war wohl eher ein Flop."

Der Berliner Wald kränkelt, wie berichtet, mehr denn je. Der Waldschadensbericht weist den schlechtesten Zustand der Baumkronen seit 1992 aus. Der Bericht kommt jedes Jahr im Herbst, wenn die Blätter fallen. Und jedes Jahr warnt er: Das Waldsterben geht weiter. Und wieder haben hunderttausende Berliner Waldwanderer nichts davon gehört oder gesehen.

Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Das Waldsterben findet nicht spektakulär statt. Wie Reinhard Kallweit von der Landesforstanstalt Eberswalde erklärt, wird ein Baum in der Regel abgeholzt, bevor er von allein umfällt. Nur ein Prozent der Berliner Waldbäume stirbt eines natürlichen Todes. Damit fallen sie in die Klasse 4 der Waldschadenserhebung. Klasse 4 bedeutet 100 Prozent Blattverlust.

Die meisten Bäume (55 Prozent) sind in der Schadensklasse 1 ("schwach geschädigt"), ein Viertel aller Bäume sogar in den Klassen 2 bis 4 und damit stark geschädigt. Kriterium sind der Zustand der Kronen und die Verfärbung der Blätter. Fehlen einem Baum im Vergleich zum Normalzustand bis zu 25 Prozent der Blattmasse, gilt er als leicht, fehlen mehr als 60 Prozent der Blätter, als schwer geschädigt. Fast 80 Prozent der Berliner Waldbäume haben also erheblich weniger Blätter als üblich. Der Wanderer marschiert durch einen kranken, erheblich gelichteten Wald, ohne es zu merken.

Die Revierförster oder Forstamtsstudenten, die in den Monaten Juli/August die Schadenserhebung machen, haben Bildmaterial dabei, um einschätzen zu können, wie weit ein kranker Baum von einem gesunden abweicht. Die Berliner Forstfläche von 16 100 Hektar wird dazu in ein Stichprobenraster von 161 Kontrollpunkten aufgeteilt. Die Schadensermittler wählen an den Kontrollpunkten 24 Bäume aus und schätzen ihren Gesundheitszustand ein. Dann wird hochgerechnet.

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