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Berlin: Patienten-Akte beim Apotheker

Barmer und Techniker-Krankenkasse kooperieren mit Pharmazeuten: Beratung und Rabatte für Kundenbindung

Manche Medikamente vertragen sich schlecht und können im Körper mehr Schaden als Nutzen anrichten. Zum Beispiel Schmerzmittel, wie Acetylsalicylsäure (Aspirin und andere). Sie lindern nicht nur Schmerzen und Fieber, sondern verdünnen auch das Blut. Verordnet ein Arzt gleichzeitig den Blutverdünner Marcumar, ohne von dem Schmerzmittel zu wissen – beispielsweise um eine Thrombose nachzubehandeln–, können beide Arzneien die Gerinnungsfähigkeit des Blutes auf ein lebensgefährlich niedriges Niveau absenken. Um solche Wechselwirkungen zu vermeiden, hat die Barmer Ersatzkasse mit dem Apothekerverein eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, um ein System von Hausapotheken aufzubauen.

Das Idee ist simpel: Ein Barmer-Versicherter verpflichtet sich freiwillig, seine Medikamente nur noch in einer Apotheke zu beziehen. Der Pharmazeut sammelt die Daten im Computer und kann sagen, dass sich eine bestimmte Arznei nicht mit einer anderen verträgt, die der Patient einnimmt. Oder er kann Doppelverschreibungen von verschiedenen Ärzten vermeiden. Aber natürlich hat so eine Vereinbarung auch für die Apotheker einen klaren Vorteil: eine treue Stammkundschaft, die für Umsatz sorgt.

Bisher haben nach Angaben des Berliner Apothekervereins über 300 der insgesamt 870 Berliner Pharmazeuten eine entsprechende Zertifizierung als „Barmer Service Apotheke“ beantragt. Die Partner könne man in den Barmer Geschäftsstellen erfragen, sagt Heike Murner, Barmer-Landesgeschäftsführerin Berlin-Brandenburg. Das Modell für die 350 000 Berliner Barmer-Versicherten wird ab dem 1. April starten.

Um die Versicherten bei der Stange zu halten, gibt es Vergünstigungen. So erhalten Barmer-Versicherte in den Partnerapotheken drei Prozent Rabatt auf Nichtmedikamente. Außerdem liefern die Pharmazeuten in dringenden Fällen die Medikamente innerhalb von sechs Stunden bis ans Krankenbett.

Allerdings ist solch ein Service auch bisher nicht ungewöhnlich. Drei Prozent-Rabatte auf Kundenkarten gehören bei den Apotheken mittlerweile zum guten Ton, auch die Lieferung frei Haus gibt es schon. Der Vorteil für die Kranken besteht also vor allem in der Beratung über Wechselwirkungen.

Die Techniker-Krankenkasse (TK) setzt auf ein anderes Modell. Sie bietet ihren 330 000 Berliner Versicherten die Möglichkeit, sich rückwirkend bis 2000 einen Liste aller eingelösten Rezepte inklusive der Zuzahlungen ausdrucken zu lassen. Mit dieser Übersichtkönne sich der TK-Versicherte in einer von rund 20 Berliner Apotheken, mit denen man eine Kooperation vereinbarte, über Wechselwirkungen informieren, sagt der Berliner TK-Sprecher Detlef Natusch. Außerdem gebe es in diesen Apotheken fünf Prozent Rabatt auf Nichtarzneimittel. Auch andere Krankenkassen planen derartige Kooperationen.

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