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Berlin: "Patroness of the Avantgarde": Ein Herz für Kunst und Künstler

Es war eine Premiere: Zum ersten Mal beteiligte sich die Guggenheim-Stiftung an den Jüdischen Kulturtagen. Hatte doch das Enfant Terrible der Familie, Peggy, einen großen Teil ihrer Sammlung moderner Kunst in ihrem Palazzo "Venier dei Leoni" in Venedig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Es war eine Premiere: Zum ersten Mal beteiligte sich die Guggenheim-Stiftung an den Jüdischen Kulturtagen. Hatte doch das Enfant Terrible der Familie, Peggy, einen großen Teil ihrer Sammlung moderner Kunst in ihrem Palazzo "Venier dei Leoni" in Venedig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ein guter Grund also, um der "Patroness of the Avantgarde", so das Motto, einen italienischen Abend zu widmen. Der ein oder andere befederte Hut war am Samstagabend - als Hommage an die spleenige Sammlerin - im glasüberdachten Innenhof der Deutschen Bank Unter den Linden zu sehen. Wer allerdings eine Kult-Party erwartet hatte, wurde enttäuscht. Dafür berichtete der Direktor der Peggy-Guggenheim-Collection Venedig, Philip Rylands, aus dem Leben der Grande Dame, mit der er lange Jahre befreundet war.

Dabei wurde wieder einmal klar: Kunst und Leben sind bei Peggy immer eines gewesen. Lang war die Reihe der Künstler, mit denen sie eine Affäre hatte. Mit manchem - wie mit Max Ernst - war sie gar verheiratet. Ein Techtelmechtel mit Samuel Beckett in Paris steht denn auch am Anfang ihres beispiellosen Einsatzes für die Moderne. Es war der irische Schriftsteller, der ihr die Abstrakten und Surrealisten ans Herz legte, die sie in ihrer 1938 in London eröffneten Galerie moderner Kunst ausstellte. Wegen des Krieges war die aus einer reichen Bergbaufamilie stammende Peggy Guggenheim Anfang der 40er wieder nach New York zurückgekehrt, wo sie sich weiter hauptsächlich mit europäischen Künstlern umgab. Und wieder war es die Vermengung von Kunst und Privatleben, die eine Wende in ihrem Sammlerleben einleitete: Als Max Ernst sie 1943 verließ, verlor sie auch ihren wichtigsten Berater in Kunstdingen und wandte sich der amerikanischen Moderne zu.

Doch die alte Liebe blieb: 1951 kaufte Peggy ihren venezianischen Palast, der Museum und Wohnsitz zugleich wurde. Darauf stießen die vom heiter-ironischen Vortrag Rylands begeisterten Zuschauer gerne mit koscherem Wein aus dem toskanischen Pitigliano an und feierten mit der Musik von Enrico Fink plus Band noch weiter in die Nacht hinein. Die extra aus Venedig eingeflogenen, von Peggy entworfenen goldenen und silbernen, hochhackigen Sandalen gaben noch reichlich Anlass, über die skurrile Dame und ihre Lebens- und Kunstlust zu plaudern.

clw

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