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Berlin: Paul Spiegel: „Perfide Art der Beleidigung“ Entsetzen nach Drohbrief gegen Rabbiner / Polizei vermutet Nazi

Mit Empörung hat der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, auf den Drohbrief gegen den Berliner Rabbiner Chaim Rozwaski reagiert. „Ich bin entsetzt über die perfide Art der Beleidigung“, sagte Spiegel gestern dieser Zeitung.

Von Frank Jansen

Mit Empörung hat der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, auf den Drohbrief gegen den Berliner Rabbiner Chaim Rozwaski reagiert. „Ich bin entsetzt über die perfide Art der Beleidigung“, sagte Spiegel gestern dieser Zeitung. Ein anonymer Antisemit hatte, wie berichtet, am Donnerstag dem Rabbiner einen Brief mit den Worten „Lüge wird Wahrheit – Holocaust II“ geschickt. In dem Kuvert befand sich auch eine Plastiktüte mit einer schwarzen, wie Asche aussehenden Substanz. Rozwaski selbst ist ein Überlebender des Holocaust. Im Zweiten Weltkrieg musste er sich in weißrussischen Wäldern vor der SS und ihren Helfern verstecken.

„Ich hoffe, dass dieser anonyme Brief in der nicht-jüdischen Bevölkerung Abscheu hervorruft“, sagte Paul Spiegel. Gleichzeitig beklagte er, antisemitische Drohungen aus dem rechtsextremen und islamistischen Spektrum „gehören leider zur Tagesordnung“. In den jüdischen Gemeinden herrsche Angst. Dies habe zu einem Stimmungswandel geführt: „Vor 15 Jahren haben es Juden abgelehnt, in eine Synagoge zu gehen, wenn die Polizei davorstand“, sagte Spiegel, „heute lehnen sie es ab, hineinzugehen, wenn keine Polizei die Synagoge bewacht.“

Auch Innensenator Ehrhart Körting (SPD) verurteilte die Tat. Er werde alles tun, damit Juden in Berlin ohne Angst leben können, sagte Körting. Die Abteilung Staatsschutz im Landeskriminalamt hat die Ermittlungen aufgenommen. Bislang gebe es aber keine heiße Spur, hieß es gestern abend bei der Polizei. Der Täter werde im rechtsextremistischen Milieu vermutet. Die Wortwahl lasse auf einen Holocaust-Leugner schließen. Ob es sich bei der Substanz in der Tüte um Asche handelt, ist unklar. Die Polizeitechnische Untersuchungsstelle (PTU) wird frühestens nächste Woche ein Ergebnis mitteilen.

In den vergangenen Jahren wurde Berlin mehrmals durch schwere antijüdische Straftaten erschüttert. Im Dezember 1998 flog auf dem jüdischen Friedhof am Scholzplatz (Charlottenburg) die Marmorplatte des Grabes von Heinz Galinski in die Luft. Den oder die Täter hat die Polizei bislang nicht gefasst. Das gilt auch für den zweiten Anschlag auf diesen Friedhof. Mitte März letzten Jahres wurde eine Rohrbombe in den Eingangsbereich geschleudert. Die Explosion richtete großen Schaden an.

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