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Berlin: Paula, das Mädchen zwischen den Fronten

Mai-Randale in Kreuzberg? „Wir haben echt die Nase voll.“ Ein Kiez entdeckt den Bürgersinn neu

Der Ärger bahnt sich an. Die Anwohner, die das KrawallRitual kennen, das sich am 1. Mai zwischen Autonomen und der Polizei am Heinrichplatz abspielt, merken das. Was sie nicht kennen: Dass sich eine junge Frau mit einer regenbogenfarbenen Friedensfahne zwischen die Fronten stellt und versucht zu schlichten. Zwischen die Polizeireihen und die Vermummten. Nur ihr Vorname ist bekannt: Paula mit den hennaroten Haaren.

Paula, die Mutige. „Als ich das gesehen habe, dachte ich: Oh Gott, was macht die denn. Das ist ja verrückt“, sagt ein Frau mit kurzen dunkelbraunen Haaren. Sie steht mit zwei Freundinnen und einem Bekannten kaum zwanzig Meter entfernt von der Stelle, an der ihr Paula aufgefallen ist. „Es hat mir schon imponiert.“ Es gibt einige, die am Sonntag über Paula sprechen oder zumindest von ihr gehört haben. Aber niemand, der am Sonntag auf der Straße oder in den Cafés am Heinrichplatz anzutreffen ist, kennt sie. Paula, das Phantom.

Bewirkt hat sie vordergründig wenig. Die Randalierer warfen trotzdem ihre Flaschen und Steine. Aber wenn man sich mit Kiezbewohnern unterhält, gewinnt man den Eindruck, Paula stehe für eine verbreitete Haltung rund um die Oranienstraße: einen sich räkelnden Bürgersinn, von dem die Anwohner am Samstagabend ein paar Kostproben gaben. Mehrfach traten Menschen auf den Straßen kleinere Feuer aus. Als Demonstranten eine Amerika-Flagge anzündeten, schüttete jemand einen Eimer Wasser vom Balkon. „Wir haben echt die Nase voll von diesem Quatsch“, sagt Dagmar Iszdonat, 59. „Ich glaube, dass wir die Randalierer behindern können.“ Das Myfest begeistere sie zwar nicht gerade. „Aber es stört die Rowdys, also ist es toll.“ Sie habe, sagt Frau Iszdonat, am Morgen des 1. Mai am Mariannenplatz einen ganzen Einkaufswagen voll mit Glasflaschen gefunden. Ein Wurfgeschoss-Depot? „Na, ich hab’ das Ding mal vorsichtshalber zu einem Glascontainer gefahren.“ mne

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