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Personalabbau bei der S-Bahn: Ohne Aufsicht keine Auskunft

In Zukunft wird es auf Berlins S-Bahnhöfen kaum mehr Personal geben. Ein Abfertigungssystem ersetzt ab Ende 2015 die Angestellten am Bahnsteig. Mitarbeiter und Fahrgäste sind skeptisch.

Berlin - Klare Frage, klare Antwort: „Wie geht’s barrierefrei zur Greifswalder Straße?“, will am Nordbahnhof eine Frau im Rollstuhl wissen. „Vorn den Aufzug nehmen, dann am Gleis gegenüber umsteigen“, erklärt ihr ein S-Bahn-Mitarbeiter. Ab Ende 2015 müsste sie sich den Rat an einer Infosäule besorgen. Dann wird es bis auf 21 versteckte Ausnahmen keine Aufsichten mehr auf den 166 Stationen geben – zur Freude der Geschäftsleitung: Personalkosten werden gespart.

Ein nicht unumstrittenes Vorhaben, doch von den befragten Mitarbeitern will sich kaum jemand dazu äußern: „Dazu dürfen wir nichts sagen.“ Ein Zugabfertiger, der nicht genannt werden will, hält die Entscheidung der S-Bahn für falsch: „Es werden Ansprechpartner auf den Bahnsteigen fehlen. Eine Säule nutzt im Notfall niemandem, Menschen können direkt einschreiten.“ Seit über 30 Jahren tritt er im 3-Minuten-Takt an die gelbe Abfertigungssäule. Er sagt das Fahrtziel durch, guckt, ob alle Fahrgäste sicher eingestiegen sind. Dann teilt er dem Zugführer per Funk und mittels einer Ampel mit, dass er die Türen schließen kann und der Zug losfahren darf. Dies alles wird bald vom Fahrer ausgeführt.

Die Passagiere scheinen sich über das neue System noch uneinig zu sein. Christine Fessler (27), Touristin aus Magdeburg, sagt: „Durch die Anwesenheit der Abfertiger fühlt man sich sicher. Sie haben mir auch schon dabei geholfen, mich im Bahnnetz zurechtzufinden.“ Anders sieht es Patrick Avemann (32) aus Reinickendorf: „Zugabfertiger kann man sich sparen. Im Notfall helfen die eh nicht.“

Clara Billen

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