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Neue Lehrer braucht das Land. Nun berät Berlin darüber, wie man für Bewerber attraktiv bleiben kann, obwohl Lehrkräfte hier nicht verbeamtet werden.

© Kitty Kleist-Heinrich

Personalnot: 1100 neue Lehrer für Berlin

Bildungssenator Zöllner hat einen umfangreichen Fahrplan zur Bekämpfung des Lehrermangels an Berlins Schulen vorgestellt. Unter anderem auf der Agenda: Neuanstellungen, der Umgang mit Langzeiterkrankten und ein effizienteres Verteilungssystem.

Der Hilferuf nach mehr Lehrern aus vielen Berliner Grund- und Oberschulen soll zu Beginn des nächsten Schuljahrs nicht mehr zu hören sein. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) will den Lehrermangel mit einem ganzen Paket von Maßnahmen beheben, wie er gestern bekannt gab.

Dazu gehört die um zwei bis drei Monate vorgezogene Einstellung von Lehrern. Durch die späte Besetzung von Stellen sei der Markt in diesem Jahr in Mangelfächern wie etwa Mathe und Physik „wie leer gefegt“ gewesen, sagte Zöllner. Außerdem soll die Verteilung über die Stadt, die in diesem Jahr eines der Hauptprobleme war, nächstes Schuljahr zentral durch die Schulaufsicht gesteuert werden – und zwar ebenfalls früher als sonst.

Langzeiterkrankte Lehrer sollen ab drei Monaten Fehlzeit durch befristet eingestellte Vertretungslehrkräfte ersetzt werden. Dies war bislang nur zu einem gewissen Teil möglich, weil die Zahl der Vertretungskräfte gedeckelt war. Und schließlich sollen die Lehrkräfte, die nicht erst Ende des Jahres, sondern im laufenden Schuljahr ausscheiden, zum jeweiligen Monatsersten ersetzt werden. Auch dies war bisher nicht möglich, obwohl monatlich rund 50 Lehrer aus dem Schuldienst ausscheiden. Insgesamt will Zöllner 2011 rund 1100 Lehrer neu einstellen. „Mit diesem Fahrplan tut sich eine neue Welt in Bezug auf die Einstellung von Lehrkräften auf“, lobte er sein Modell

Neue Lehrer braucht das Land. Die Schulverwaltung hat ein Problem: Lehrermangel. Nun wird diskutiert, wie Unterrichtsausfälle behoben werden können und vor allem, wie Berlin, das seine Lehrer nicht verbeamtet, attraktiv für Bewerber bleibt.
Neue Lehrer braucht das Land. Die Schulverwaltung hat ein Problem: Lehrermangel. Nun wird diskutiert, wie Unterrichtsausfälle behoben werden können und vor allem, wie Berlin, das seine Lehrer nicht verbeamtet, attraktiv für Bewerber bleibt.

© Kitty Kleist-Heinrich

Immer wieder hatte es in den vergangenen Monaten Proteste und symbolische Aktionen in der ganzen Stadt gegeben, um auf den Lehrermangel hinzuweisen. Aus der Bildungsverwaltung hatte es jedoch immer nur geheißen, Berlin sei zu fast hundert Prozent mit Lehrern ausgestattet. Kürzlich nun hatte Zöllner zugegeben, dass es mit der Verteilung der Lehrer in der Stadt Probleme gegeben hatte. An einigen Schulen konnten etwa in manchen Fächern keine Halbjahresnoten gegeben werden, weil zu viel Unterricht ausgefallen war.

Nun ist die Nachbesetzung von fehlenden Lehrkräften für das laufende Schuljahr zwar noch immer nicht abgeschlossen. „Wir laufen den fehlenden Lehrern hinterher“, sagte Zöllner. Von den 211 Kräften, die noch für dieses Schuljahr eingestellt werden sollen, fehlen weiterhin rund 50. Er rechne damit, dass diese Lehrer „in Kürze“ eingestellt würden, sagte Zöllner. Wenn Schulen künftig solche Probleme haben, sollen sie sich direkt an eine Controlling-Stelle im Beschwerdemanagement der Bildungsverwaltung wenden können. Zöllner versprach, die Probleme damit schneller in den Griff zu bekommen.

Ab März will die Verwaltung außerdem damit beginnen, die monatlich ausscheidenden Lehrkräfte zeitnah zu ersetzen. Bis Schuljahresende sollen dafür knapp 190 Lehrer eingestellt werden. Der erste große Einstellungsschub fürs nächste Schuljahr soll dann im März und April erfolgen – dann sollen 250 bereits befristet eingestellte Lehrkräfte unbefristet weiterbeschäftigt werden. Außerdem sollen weitere 250 Vollzeitkräfte eingestellt werden. Diese Lehrer werden durch die Schulen selbst eingestellt.

Im Mai und Juni, wenn die tatsächlichen Schülerzahlen für die einzelnen Schulen feststehen, soll zentral nachgesteuert werden. Dabei sollen auch die Berliner Referendare berücksichtigt werden – bislang hatte die Bildungsverwaltung das gesamte späte Einstellungsverfahren auf die Referendare geschoben, die erst dann mit allen Prüfungen fertig sind.

Um alle Stellen besetzen zu können, müsse die Verwaltung nun offensiv werben, sagte Zöllner. Nur mit Bewerbern allein aus Berlin – rund 450 Referendare werden im Mai und Juni fertig – seien die Einstellungen nicht zu machen. Vor kurzem war etwa eine Kooperation mit Bayern auf den Weg gebracht worden, wo Berlin nun in Studienseminaren um geeignete Bewerber wirbt.

Für die neuen Lehrerstellen fielen keine Mehrkosten an, sagte Zöllner. Die Stellen gebe es schon, das Ganze sei „keine Kosten-, sondern eine Organisationsfrage“. Künftig erwarte er eine „nahtlose Wiederbesetzungspolitik“. Darüber hinaus sei Berlin künftig gegenüber anderen Bundesländern, die ihre Einstellungen auch bisher schon weit früher organisiert hatten, wettbewerbsfähig.

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