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Berlin: Peter Raue, Anwalt der Kunst

Die frische Bräune aus Luxor – seinen 65. hat er dort vor viel älteren Bauwerken gefeiert – steht ihm gut, ebenso wie seine kecke Fliege, das karierte Hemd und das bunte Einstecktuch.

Die frische Bräune aus Luxor – seinen 65. hat er dort vor viel älteren Bauwerken gefeiert – steht ihm gut, ebenso wie seine kecke Fliege, das karierte Hemd und das bunte Einstecktuch. Das volle weißsilberne Haar umrahmt ein lebhaftes, jungenhaftes Gesicht. In Berlin ist dieser umtriebige, kunstsinnige Anwalt eine allseits bekannte Figur – nicht erst seit seinem Riesenerfolg mit der MoMa-Ausstellung, die er als langjähriger Präsident der Freunde der Nationalgalerie in die Stadt geholt hat. In der dickleibigen Festschrift zu seinem Geburtstag kann er noch jahrelang beeindruckend Nettes über sich aus den Federn von 75 bedeutenden Persönlichkeiten aus der geistigen „Beletage“ des Landes nachlesen.

Eigentlich stammt Peter Raue aus München. Dort hat er das Abitur gemacht – und dort hat ihn, kurz bevor er 16 wurde, ein für ihn „schwieriger Vater“ adoptiert. Seinen leiblichen Vater – der Halbjude war – hat er erst als 35-Jähriger kennen gelernt. Schon früh hat ihn das Schauspielen interessiert und gepackt.

Aber studiert hat er „beide Rechte“. Dazu war er nach dem Bau der Mauer – und einem Job als Schlafwagenpage bei Touropa – an die FU nach Berlin gekommen. „Anwalt und Schauspieler“, meint er, „sind nicht so weit voneinander entfernt“. Ihn lockte auch die unerhört reiche Theaterszene in der geteilten Stadt. Berlin wurde nun seine Bühne. Studium und Referendariat hat er im Eiltempo und mit Erfolg absolviert. Das Thema seiner Doktorarbeit war: „Jugendgefährdende Schriften und Kunstfreiheit“.

1971 hat er als Anwalt begonnen, zunächst solo, dann in seiner bekannten Berliner Societät. Nicht gut lief es dann mit den neuen britischen Partnern, doch seit fünf „stressfreien Jahren“ ist er zufriedener Seniorpartner in einer großen amerikanischen Kanzlei. Seine Themen waren immer Urheberrecht, Presserecht. Viele große Namen aus dem Berliner Kulturleben haben ihm vertraut: Simon Rattle, Claudio Abbado, Luc Bondy, Peter Stein oder das Jüdische Museum und die Philharmoniker.

Als „Jubelmoment“ in seinem vielfältigen Anwaltsleben erinnert er sich an die erfolgreiche Verfassungsbeschwerde gegen die Nichtzulassung von 80 Medizinstudenten. Weiter arbeiten will er wie bisher, lesen und seinen Smart fahren – liebend gerne auch mit seiner zweiten Frau. „Melancholie“ ist für ihn eine philosophische Haltung – und ein neues großes Ausstellungsprojekt.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Peter Raue (65).

Der Rechtsanwalt

und Notar ist

Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin und

Senior-Partner der

Kanzlei

Hogan&Hartson Raue

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