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Berlin: Peter Strieder und der „Tumor“ von Pohle

GAZETELER RÜCKBLICK Aufgrund des Feiertages ausnahmsweise an einem Dienstag (sonst jeden Montag) im Tagesspiegel: ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen. Peter Strieder (SPD), von 1992 bis 1996 Bezirksbürgermeister von Kreuzberg, war drei Jahre zuvor Kreisvorsitzender des Bezirks mit dem Beinamen „Klein- Istanbul“.

GAZETELER RÜCKBLICK

Aufgrund des Feiertages ausnahmsweise an einem Dienstag (sonst jeden Montag) im Tagesspiegel: ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.

Peter Strieder (SPD), von 1992 bis 1996 Bezirksbürgermeister von Kreuzberg, war drei Jahre zuvor Kreisvorsitzender des Bezirks mit dem Beinamen „Klein- Istanbul“. Trotzdem waren der Rücktritt des Senators für Stadtentwicklung und die Affäre um das Tempodrom keine großen Themen für die türkischen Zeitungen. Beide Ereignisse haben eben keine direkten Auswirkungen auf das Leben der Türken in Berlin.

Umgekehrt findet hier oft wenig Beachtung, was die türkischen Zeitungen groß herausbringen. „Die Entschuldigung reicht nicht aus“, schrieb die Hürriyet zum Beispiel am vergangenen Freitag in ihrer Europa-Beilage. Dazu zeigte die Zeitung ein Porträtfoto des CDU-Vorsitzenden von Pohle (in Niedersachsen, Landkreis Schaumburg), Jürgen Bregulla. Er hatte am 26. März bei einer Veranstaltung die Zunahme des Ausländeranteils als „Tumor“ bezeichnet, „der die Gesundheit unserer Gesellschaft bedroht“. Es gelte, „den politischen Chirurgen zu finden, der diesen Tumor wegoperiert“.

Vor kurzem hat sich der Politiker aus dem niedersächsischen Dörfchen für die Wortwahl in seiner Rede entschuldigt. Aber das reiche nicht aus, erklärte die Hürriyet. Türkischstämmige Politiker des Abgeordnetenhauses – wie Emine Demirbüken (CDU), Giyasettin Sayan (PDS), Ülker Radziwill (SPD) und Özcan Mutlu (Grüne) – fordern den Rücktritt des Lokalpolitikers.

Fast unbemerkt von der großen Öffentlichkeit gibt es in türkischen Zeitungen derzeit eine Kampagne. „Alle friedfertigen Moslems sollten sich mit einer Demonstration vom Terror distanzieren“, zitierte die Türkiye den CDU-Außenpolitiker Friedbert Pflüger immerhin auf der Titelseite ihrer Donnerstagsausgabe. Am Sonnabend ließ die Zeitung den Direktor des Essener Zentrums für Türkeistudien, Faruk Sen, zu Wort kommen. „Terror und Islam sind nicht miteinander zu vereinbaren“, hieß es in der Überschrift zu dem Aufmacher der vierten Seite.

„Aufstand gegen das Schweigen“ war an diesem Tag auch in der Milliyet zu lesen. In dem Text warf Kenan Kolat vom Türkischen Bund Berlin-Brandenburg dem Zentralrat der Muslime und dem Islamrat bloße Lippenbekenntnisse im Kampf gegen den „Terror im Namen des Islams“ vor.

„Die Forderungen an die Moslems in Deutschland, sich vom Terror deutlicher zu distanzieren, werden immer stärker. Schriftliche Bekenntnisse von Dachverbänden werden nicht als ausreichend bewertet“, berichtete Milliyet.

Suzan Gülfirat

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