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Berlin: Pfarrer fordert: Bush und Blair auf die Anklagebank

PDS-Mitglied fand bei Ostermarsch vor wenig Teilnehmern harte Worte

Es waren nur wenige Teilnehmer beim Ostermarsch 2003 in Friedrichshain und Kreuzberg – doch diejenigen, die mitmachten, fanden um so deutlichere Worte. So sagte der evangelische Pfarrer Willibald Jacob am Platz der Vereinten Nationen in seiner Auftaktrede sogar, George W. Bush, Tony Blair und José Maria Aznar gehörten als Hauptverantwortliche für das Blutvergießen im Irak auf die Anklagebank. Die Polizei zählte knapp 2000 Menschen, die am Ostermontag für den Frieden in der Welt und gegen Massenvernichtungswaffen durch die Stadt liefen. Abschließend trafen sich alle zum Fest mit internationalen Musikgruppen auf dem Mariannenplatz in Kreuzberg.

Pfarrer Willibald Jacob, PDSMitglied und früher für seine Partei auch im Bundestag, sagte weiter, trotz allen Entsetzens über das menschliche Leid und das Ausmaß der Zerstörung müssten die Anstrengungen für den Frieden weitergehen. Nach dem Krieg sei vor dem Krieg, sagte er mit Hinweis auf neue mögliche Angriffsziele wie Syrien. Zugleich warnte der Pfarrer vor Versuchen, den Krieg im Irak im Nachhinein zu rechtfertigen. Er habe sich gegen „Menschen- und Gottesrecht“ gerichtet und bleibe „ein Verbrechen“. Zudem kritisierte er per Megafon, dass „Staat, Wirtschaftsmacht und Armee zusammenarbeiten“.

Während des Zuges konnte man beim Blick auf die Plakate den Eindruck gewinnen, der Krieg gegen den Irak sei noch voll im Gange. „Kein Krieg im Irak“ oder „Kein Blut für Öl“ war da unter anderem zu lesen. Joachim Poweleit aus Prenzlauer Berg, einer der Teilnehmer, ist indes besorgt, wenn er an die künftige politische Lage denkt. „Gerade jetzt ist es wichtig, dass man dabei bleibt“, sagt der 59-Jährige. „Schon traurig, dass sich so wenige engagieren. Das Interesse am Frieden ist da, aber man will ihn geschenkt haben“, sagte Dieter Reineck, 63, der aus Lichtenberg zur Friedensdemo gekommen war.

Dass beim diesjährigen Ostermarsch weniger Berliner auf die Straße gehen würden, hatten auch die Veranstalter schon vorher vermutet. Nach den sechs großen Anti- Kriegs-Demonstrationen der vergangenen Monate rechnete das Bündnis aus linken, gewerkschaftlichen und kirchlichen Gruppen nicht mit großem Andrang. Im vergangenen Jahr hatten sich 15 000 Menschen dem Marsch für den Frieden angeschlossen.

Beim Ostermarsch waren 400 Polizisten im Einsatz. Der Sprecher der Polizeidirektion 5, Wolfgang Dietz, sagte, die Demo für den Frieden sei friedlich verlaufen. kög/sto

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