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Berlin: Pfaueninsel: Ein Herz für eitle Tiere

Die Blüte auf der Pfaueninsel startet mit Verspätung. Jetzt erst beginnen die Knospen, sich zu öffnen.

Die Blüte auf der Pfaueninsel startet mit Verspätung. Jetzt erst beginnen die Knospen, sich zu öffnen. Dafür bekennen die Namenspaten der Insel längst Farbe: die Pfauen. Ihr Publikum ist ihnen sicher. Spaziergänger bleiben stehen, sobald sich ein Rad schlagender Vogel vor ihnen aufbaut. Zum Beispiel jetzt: Ein Prachtexemplar posiert mitten auf dem Weg nahe der Großen Fontäne, dreht und wendet sich, zeigt seine Regenbogenfarben. Plustert sich vergebens auf - weit und breit ist keine Pfauenhenne in Sicht. Das ist das Problem auf dem Havel-Eiland. Die Pfauen-Population hat in den vergangenen Jahren abgenommen. Nur zehn ausgewachsene Exemplare gibt es noch. Jetzt soll ein neues Gehege für Nachwuchs und für den Schutz der Prachtvögel sorgen.

Fünf Pfauen, darunter drei Hähne, dürfen seit 2000 wieder in den "Freigang". Fünf Pfauenhennen befinden sich mit dem Nachwuchs aus dem Vorjahr in der Volière, in die die exotischen Hühnervögel seit Anfang 1999 zum Schutz vor Füchsen und Mardern eingesperrt wurden.

Schlechte Aussichten für künftige indische Pfauen im märkischen Sand - wäre da nicht der Schulbuchverlag Cornelsen. Dass die Pfaueninsel ihre namensgebenden Bewohner behält und bald wieder vermehren kann, war der Stiftung jetzt 206 000 Mark wert. Dafür soll in etwa zwei Wochen mitten auf der Insel mit dem Bau eines 800 Quadratmeter großen Freigehege begonnen werden. In dem fünfeckigen Stahlkäfig haben die Pfauen genug Platz, aber auch genug Nischen, um ungestört brüten und künftigen Nachwuchs aufziehen zu können. In diesem Jahr allerdings nicht mehr - die Bauarbeiten werden sich bis in den späten Herbst hinziehen.

Noch vor reichlich drei Jahren stolzierten 40 Pfauen frei über die Insel, der sie seit über 200 Jahren den Namen geben. 1797 lösten sie dort Kaninchen als Wappentiere ab - Kaninchenwerder nannte man im Volksmund das Eiland mitten in der Havel, bis es der preußische König Friedrich Wilhelm II. am Ende des 18. Jahrhunderts kultivieren ließ. Er plante, dort selbst königlich Rad zu schlagen - mit Lustschloss, Park und den Pfauen als angemessenen Statussymbolen. Seine Geliebte Wilhelmine Encke, die spätere Gräfin Lichtenau wollte er beeindrucken.

Das alles gehört zu Geschichte der Pfaueninsel. Auch, dass es dort bis in die 1980er-Jahre so viele gefiederte Namensgeber gab, dass man sie sogar verkaufen musste. Nicht nur, weil bis zu 120 Exemplare indischer Vogelexoten mit ihrem lautem Geschrei die majestätische Ruhe der Insel zu sehr störten, sondern vielmehr, weil die Biester alle Blumen auffrassen. "Der Goldlack war kaum gepflanzt, da war er schon wieder abgeräumt", erinnerte sich 1999 Gartendirektor Michael Seiler an die Zeiten der Pfauenschwemme.

Um die 45 Pfauen, das wäre ideal, wünschte er sich damals für "seine" denkmal-und naturgeschützte Insel, die Peter Joseph Lenné in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem Landschaftsgarten umgestaltet hatte. Seilers Wunsch scheiterte an den illegalen "Besetzern" der Ausflugsinsel. Seit dem Mauerfall hatten Füchse und Marder sich ungehindert vermehrt. Ihre bevorzugte Beute: die schlecht fliegenden Pfauen. Die Vögel sitzen zwar nachts auf Bäumen, brüten aber am Boden, was den Wildschweinen entgegen kommt. Rottenweise schwimmen die auf die Insel und pflügen dort den Boden um - Pfauen-Nester inklusive. Es wird Zeit fürs Gehege.

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