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''Pfusch am Bau'': Bundestag mit Dachschaden

Abgestürzte oder zerborstene Scheiben, undichte Dächer, aus dem Beton dringender Rost an den Fassaden: Die Mängelliste an den neuen Bundestagsbauten ist lang. Und mancherorts müssen die Mitarbeiter für die Zeit der Renovierung sogar ausziehen.

Für den Grünen-Abgeordneten Peter Hettlich, selbst ein ehemaliger Bauleiter, ist die Diagnose klar: „Pfusch am Bau, verursacht durch eine unzureichende Planung sowie den Zeit- und Kostendruck beim Bauen.“ Wie hoch die Kosten der Mängelbeseitigung werden und wer sie aufbringen muss, steht nicht fest.

Während die meisten Parlamentarier noch Ferien machen, gehen vor allem im Paul-Löbe-Haus die Handwerker ein und aus. Dort war am 17. Juli eine Scheibe an einem der gläsernen Aufzüge zerbrochen und in meist kleinen Stücken abgestürzt. Seither ist fast die gesamte Halle vor den Aufzugstürmen abgesperrt. Dicht ist auch ein Übergang im Jakob-Kaiser-Haus. Dort war am 12. August eine der großformatigen Scheiben gesprungen, aber nicht zerbröselt. Die Ursachen der Glasschäden sind noch nicht ermittelt.

Die Bundesbaugesellschaft prüft derzeit, was unternommen werden muss, um die Absperrungen „möglichst frühzeitig“ aufheben zu können. Der Parlamentsbetrieb beginnt wieder in drei Wochen.

In den Bundestagsbauten gehören aber nicht nur Absperrungen an Bauschäden fast zum Alltag. Ein fester Bestandteil des Interieurs sind auch Eimer, die eindringendes Regenwasser auffangen sollen; sei es im Paul-Löbe-Haus oder im unterirdischen Gang zwischen dem Reichstagsgebäude und dem Jakob-Kaiser-Haus.

Was in diesen Gebäuden nachgebessert werden müsse, sei „nicht mehr lustig“, sagte Hettlich. Zumal die jetzigen Mängel nicht die ersten seien. Zum Teil mussten in den vergangenen Jahren Scheiben an kompletten Fassaden erneuert werden, weil die Jalousien nicht funktionierten, mehrfach wurde auch bereits Parkett ausgetauscht. Beim Bauen sei offensichtlich zu wenig kontrolliert worden, ist Hettlich überzeugt.

Pfusch am Bau lasse sich immer schnell behaupten, sagte der Sprecher der Bundesbaugesellschaft, Bernhard Stokar von Neuforn. Probleme mit moderner Architektur und komplexer Haustechnik seien meist „mehrschichtig“ und hätten oft verschiedene Ursachen.

Eine große Baustelle ist derzeit auch das denkmalgeschützte Gebäude der Parlamentarischen Gesellschaft im ehemaligen Reichstagspräsidentenpalais. Hier würden aber keine Baumängel beseitigt, sagte der Vizepräsident der Gesellschaft, Jürgen Koppelin (FDP). Wegen der vielen Besucher, weit mehr als früher in Bonn, müssten weitere Räume, die bisher nicht genutzt waren, ausgebaut werden. Zudem würden der Brandschutz und die Sicherheitsmaßnahmen verbessert. Untersuchungen hätten auch gezeigt, dass Wände, an denen ein Aufzug verankert war, nicht mehr tragfähig genug waren. Die Anlage muss jetzt neu gebaut werden. Den Umbau habe der Haushaltsausschuss des Bundestages einstimmig beschlossen, sagte Koppelin.

Am gravierendsten waren bisher die Mängel am Neubau des Bauministeriums an der Invalidenstraße. Um sie beseitigen zu können, mussten die Mitarbeiter sogar wieder ausziehen. Klaus Kurpjuweit

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