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Berlin: Pläne für das Klosterviertel gefallen fast allen

Am Molkenmarkt soll die historische Altstadt wieder entstehen

Überwiegend positives Echo finden die Pläne der Senatsbauverwaltung für das Klosterviertel. Wie gestern berichtet, plant Senatsbaudirektor Hans Stimmann zwischen Rotem Rathaus und Altem Stadthaus den Grundriss aus dem Mittelalter weitgehend wieder herzustellen. Grundstücksgrößen und Häuser sollen den historischen Vorgaben entsprechen – allerdings mit modernen Fassaden. Architektonisches Kleinod soll der Große Jüdenhof werden, neben dem Alten Stadthaus, der als Ensemble aus zehn Häuserchen wieder entstehen soll.

„Der Wiederaufbau von Jüdenhof und dem Grauen Kloster ist unstrittig“, sagt Mittes Bürgermeister Joachim Zeller (CDU). Der an sich auch von Zeller begrüßte Rückbau der Grunerstraße könne jedoch nur erfolgen, wenn es ein gesamtstädtisches Verkehrskonzept gebe: „Der Durchgangsverkehr muss auf neue Ringstraßen verlagert werden.“ Durch die Straßenführung würden drei Ampel gesteuerte Kreuzungen in direkter Nähe zueinander entstehen – am Molkenmarkt (Einmündung zur Stralauer Straße), an der Abzweigung zur Spandauer Straße und der Kreuzung mit der Jüdenstraße.

Baustadträtin Dorothee Dubrau (Grüne) sieht für das Areal zwei Probleme. Der Bezirk wünscht sich, anders als Stimmann, einen großen, begrünten Platz direkt vor den Stufen des Stadthauses mit seinem imposanten Turm. „Wir wollen, dass der Platz etwas anderes wird als nur eine Vorfahrt für die Senatsinnenverwaltung.“ Darüber hinaus ist Dubrau skeptisch, ob sich Investoren für die Projekte finden lassen. „Stimmanns Pläne bedeuten einen Rückbau um mehrere Jahrhunderte, und ich glaube nicht, dass jemand viel Geld für ein kleines Haus ausgibt, dessen vier oder fünf Etagen nur über sehr schmale Treppen zu erreichen sind.“

Die Grünen im Abgeordnetenhaus fordern indes ein anderes Konzept: „Der Blick auf das Nikolaiviertel zeigt, dass der rückwärts gewandte Stadtumbau keine zukunftsweisende Lösung zur Behebung der städtebaulichen Probleme ist“, sagt Claudia Hämmerling, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion. Großes Interesse für die Pläne hingegen zeigt Hermann Simon, Chef des Centrums Judaicum. Er sprach sich am Dienstagabend auf einem Architektenforum für den Umbau des Areals aus. „Das ist doch ein schauriger Ort“, sagte er dem Tagesspiegel über den jetzigen Zustand. „Allerdings denke ich, dass das Interesse der jüdischen Gemeinde heute nicht so groß sein wird.“ Hermann Simon sagte weiter, dass „dort schon lange vor dem Holocaust kaum noch Juden gelebt“ haben.

Die Kosten für den Umbau der Grunerstraße sollen durch den Verkauf der Grundstücke hereinkommen. Mittes Bürgermeister warnt den Senat vor einer Milchmädchenrechnung: „Es ist nicht damit zu rechnen, dass alle Grundstücke dem Land gehören. Entstehen die Parzellen neu, wird es auch Rückübertragungsansprüche geben“, prophezeit Zeller.

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