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Neues Leben am alten Airport. Gewinner des Schinkel-Wettbewerbs schlagen Wohnhäuser neben dem sechseckigen Terminal vor.

© Simulation: promo/AIV

Pläne für den Flughafen Tegel: Leben neben den Landebahnen

Um die Zukunft des Flughafen Tegel macht sich nicht nur Hartmut Mehdorn Gedanken: Architekten und Ingenieure planen Lebensräume neben den Landebahnen. Sie träumen von "urbanen Wäldern", Aussichtsplattformen und einem multifunktionalen Gebäude.

Mit seiner Anregung, den Flughafen Tegel nach der BER-Eröffnung für Charterflüge offen zu halten, hat der neue Flughafenchef Hartmut Mehdorn auch Erstaunen im Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin (AIV) ausgelöst. Denn am Dienstag stellte der Verein ganz andere Ideen für die künftige Nutzung des Tegeler Airports vor. Junge Architekten und Landschaftsplaner aus Deutschland und Nachbarländern, die sich am diesjährigen Schinkel-Wettbewerb des AIV unter dem Motto „Transformation TXL – vom Flugfeld zum Lebensraum“ beteiligt haben, schlagen Wohnungsbau und Begrünungen vor.

AIV-Vorstandsmitglieder verwiesen auf die „Diskussion darüber, das Berlin neue kostengünstige Wohnungen braucht“. Der Flughafen Tegel sei dafür geeignet, nach der Schließung werde er mit 460 Hektar zur größten innerstädtischen Freifläche Berlins. Bund und Land könnten „als Eigentümer in größerem Maße Flächen anbieten“. Bisher plant der Senat etwa 2000 Wohnungen im östlichen Teil.

Der Siegerentwurf des Wettbewerbs im Bereich Architektur sieht dagegen sogar Gebäude mit gemischter Nutzung vor: Über Produktionshallen, in denen Elektrofahrzeuge montiert werden könnten, sind Etagen für Wohnungen, Ateliers, Büros, Cafés oder Kitas angedacht. Die Neubauentwürfe bewegen sich unter den 24 Metern der Berliner Traufhöhe. Die Halle unten solle „nicht nach Feierabend schließen“, sagten die Preisträger Dagmara Sietko-Sierkiewicz und David Weclawowicz von der TU Breslau. Abends könne der Raum für Sport, Musik, Tanz oder Yoga genutzt werden.

Durch eine modulare Bauweise mit einem Stahlskelett seien die Gebäude leicht veränderbar und kostengünstig zu bauen, sagten die Architekten. Insgesamt rechnen sie mit bis zu 15 000 Bewohnern.

„Urbane Wälder“ rund um die Lande- und Startbahnen schlagen die TU-Studenten Niklas Mayr und Martin Schmitz vor, die den Schinkelpreis in der Kategorie Landschaftsarchitektur gewannen. Sie wollen an die Jungfernheide als „Ursprung des Flughafens Tegel“ erinnern. Die Betonpisten wollen sie erhalten – für Spaziergänger, Skater, Radfahrer, zum Drachensteigen und zum Lenkdrachensegeln („Land-Kiteboarding“) auf speziellen Skateboards.

An den Stellen, wo Waldwege die Startbahnen kreuzen würden, sieht der Entwurf grüne „Orientierungstürme“ mit einer Aussichtsplattform vor. Die Türme könnten außerdem als Wetterschutz, Toiletten, Kioske, Cafés oder Verleihstationen für Elektromobile dienen, heißt es.

Die Ideen sollen nicht bloß Gedankenspiele bleiben. Die Jury betonte, es handele sich um „ergänzende Nutzungen“, die nicht im Widerspruch zu den Senatsplänen für Forschung und Industrie stünden. Zudem hat der AIV einen kurzen Draht zur Stadtentwicklungsverwaltung: Der für Tegel zuständige Referatsleiter für Flächennutzungsplanung und stadtplanerische Konzepte, Michael Künzel, gehörte der Jury als Gastpreisrichter an. Er lobte besonders den Siegerentwurf für die Landschaftsgestaltung. Da die Verwaltung dafür selbst noch keine detaillierten Pläne habe, sei es durchaus denkbar, die Anregungen aufzugreifen.

- Im Foyer der Universität der Künste, Hardenbergstr. 33, läuft bis zum 24. März eine Ausstellung zum Wettbewerb.

Am 11. April um 19.30 Uhr lädt der AIV zur Diskussion darüber ins Tagesspiegel-Verlagshaus am Askanischen Platz 3 in Kreuzberg ein, moderiert von Tagesspiegel-Redakteur Ralf Schönball. Der Eintritt ist frei.

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