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Berlin: Pläne für Kulturforum umstritten

Senat will Zusatzbauten, mehr Grün, weniger Straße. SPD-Fraktion dagegen

Auch die großen Buchstaben „Nofretete“ über den Museumsbauten schaffen es nicht, Scharen aufs Kulturforum zu locken. Die alte Ägypterin bringt kein zweites MoMA-Wunder zustande. Das Areal ist leer. Ist das eines Forums würdig?

Nein, findet auch die Stadtentwicklungsverwaltung und will das Gelände deshalb mit ergänzenden Bauten optisch an den Potsdamer Platz heranrücken. Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) stellt heute dem Senat ihre Pläne vor. Sie sind, nach diversen Diskussionsforen, eine Überarbeitung des Entwurfs, den Amtsvorgänger Peter Strieder im März 2004 vorlegte. Nach bisherigen Informationen hat Senatsbaudirektor Hans Stimmann an der Matthäikirche zwei anstatt drei Häuser geplant, darin Platz für Galerien und Gastronomie. Die ansteigende Rampe vor der Gemäldegalerie soll, wie schon von Strieder geplant, abgerissen, der dadurch entstehende „Museumsplatz“ vermutlich von Säulen umrahmt oder mit einem Glasdach versehen werden. Zusatzbauten soll es an der Philharmonie geben, auch an der Staatsbibliothek, an der eine Art Pavillon im Gespräch ist, den der amerikanische Architekt Frank O. Gehry entwerfen könnte. Die Scharounstraße an der Philharmonie soll Teil einer autofreien Grünfläche werden.

Gegen die Pläne der Senatsbehörde gibt es Protest. Er kommt zum einen von Edgar Wisniewski, dem Erbauer des Kammermusiksaals. Der frühere Mitarbeiter von Hans Scharoun (Philharmonie) kämpft seit vielen Jahren für ein „Haus der Mitte“ zwischen Nationalgalerie und Kammermusiksaal. Es entspreche den ursprünglichen Scharoun-Planungen, belebe und vollende das Kulturforum. Die private Finanzierung des Baus sei gesichert. In einem Protestbrief, den Wisniewski gestern dem Regierenden Bürgermeister überreichte, ist von „entstellenden Eingriffen“ die Rede.

Die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus forderte den Senat bereits auf, den städtebaulichen Entwurf abzulehnen. Er widerspreche dem Parlamentsbeschluss von Ende 2002, das Kulturforum im Sinn von Scharoun zu vollenden. Statt am Konzept „Haus der Mitte“ anzuknüpfen, werde eine „städtebauliche Melange“ vorgelegt, mit Betonklötzen und Säulenkolonnaden. Aus der PDS-Fraktion hieß es, man wolle erst die Details kennen lernen. Das Konzept von Scharoun lasse sich nicht mehr im Original umsetzen.

Die Bündnisgrünen begrüßten die Aufhebung der Scharounstraße und die Chance für Open-Air-Angebote. Wenn das Forum über eine Öffnung der Staatsbibliothek besser vom Potsdamer Platz aus erschlossen und belebt werden könnte, wäre das Areal ein Ort der Begegnung. So wie es Scharoun einst gewollt habe.

Christian van Lessen

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