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Quer durch den Görlitzer Park würde eine Straßenbahn fahren, ginge es nach dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Für den Senat aber hat die Idee keine Priorität.

© DAVIDS / Sven Darmer

Pläne für Netzausbau bei der BVG: Eine Tram mitten durch den Görlitzer Park

Eine U1 vom Ostkreuz zum Westkreuz, Verlängerung der Straßenbahn nach Moabit, die Anbindung von Tegel... Es gibt viele Ideen für einen Netzausbau bei der BVG, doch nicht alle sind realistisch.

Der Fahrgastverband IGEB will Straßenbahnen und keine U-Bahnen. „Es gibt keinen Bedarf für den Weiterbau irgendeiner U-Bahn“, sagte der stellvertretende IGEB-Vorsitzende Jens Wieseke. Das gelte für das Ostkreuz wie für das Westkreuz. Wie berichtet will die BVG die U1 im Osten bis zum Ostkreuz verlängern, zudem gibt es bei der BVG Planer, die im Westen eine Verlängerung bis nach Westkreuz vorschlagen. „Westkreuz bleibt Utopie, bis Berlin den Welt-Jackpot gewinnt“, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz am Montag. Eine Verlängerung bis zum Adenauerplatz sei dagegen „wünschenswert und ökonomisch darstellbar“. Eine U1 von Adenauerplatz bis Ostkreuz würde „große Fahrgastgewinne“ bringen, sagte Reetz, für die BVG habe dies Priorität.

Für die IGEB kosten U-Bahnen dagegen zu viel Geld. Für jeden Kilometer bekomme man zehn Kilometer Straßenbahn, sagte Wieseke. Berlin müsse sich andere Gedanken machen, zum Beispiel über die Anbindung von Tegel. Dort sollen bekanntlich Wohnungen und eine Hochschule nach der Eröffnung des BER entstehen. Für die Anbindung von Tegel gebe es bislang nicht einmal eine Machbarkeitsstudie, kritisierte Wieseke.

Wohnungen sollen an den Gleisen entstehen, nicht umgekehrt

Auch bei der BVG heißt es, dass der Senat erst entscheiden müsse, wo im großen Umfang Wohnungen gebaut werden sollen. Danach müssten die Prioritäten neu gesetzt werden. IGEB-Vize Wieseke sagte, dass Wohnungen am besten da gebaut werden sollten, wo schon Gleise liegen. Deshalb wäre eine Bebauung des Tempelhofer Feldes sinnvoll gewesen.

Am dringendsten ist aus Sicht der IGEB die Verlängerung der Straßenbahn vom Hauptbahnhof zur Turmstraße. Wie berichtet fuhr am Sonntag die erste Straßenbahn zum Hauptbahnhof – mit acht Jahren Verspätung. In den 25 Jahren seit dem Mauerfall sind nur wenige Strecken entstanden, die erste bekanntlich über die Osloer Straße in den Wedding hinein. Sinnvoll aus IGEB-Sicht ist zudem die Tram zur Anbindung des Bahnhofs Ostkreuz und der Wissenschaftsstadt Adlershof sowie die Strecken vom Alex zum Potsdamer Platz und weiter zum Kulturforum und von Warschauer Straße über die Oberbaumbrücke bis Hermannplatz.

Viele Ideen sind uralt, doch es tut sich nichts

Der grüne Verkehrsexperte Stefan Gelbhaar ist ebenfalls gegen teure U-Bahn-Verlängerungen. Er empfiehlt, das Geld für Projekte auszugeben, die dem Fahrgast nutzen – zum Beispiel den Bus M41 aus dem Dauerstau zu holen. Wie die IGEB fordert Gelbhaar, die Straßenbahn nach Moabit zu verlängern, bis zur Turmstraße und besser weiter bis zum Mierendorffplatz.

„BVG und Senat sollten erst mal den Stadtentwicklungsplan Verkehr abarbeiten“, kritisierte Gelbhaar. In diesem Papier namens „Step 2025“ werden die Straßenbahnen von der Wissenschaftsstadt Adlershof nach Schöneweide genannt, die Anbindung des Bahnhofs Ostkreuz und die Strecke Hauptbahnhof – Turmstraße. Viele Ideen sind uralt, ohne dass sich jemals etwas getan hat – mit Ausnahme einiger Straßenbahngleise in der Leipziger Straße und auf der Oberbaumbrücke. Die bewirken seit Jahren und bis auf Weiteres anscheinend eines – nämlich Radfahrer zu Fall zu bringen.

Die Verlängerung zum Ostkreuz kostet 35 Millionen

Wegen der als sinnvoll bezeichneten Tramstrecke Warschauer Straße bis Hermannplatz hat die BVG auch die alte Idee einer Verlängerung der U1 bis zum Frankfurter Tor beerdigt und stattdessen kürzlich das Ostkreuz als möglichen Endpunkt genannt. Denn eine U-Bahn unter der Frankfurter Straße würde der Tram die Existenzberechtigung entziehen und eine Verlängerung zum Hermannplatz unmöglich machen. Im Step 2025 ist die Strecke mit 35 Millionen Euro kalkuliert. Im vergangenen Jahr hatte der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg noch einmal den Bau gefordert, war aber bei der Verkehrsverwaltung abgeblitzt. „Nicht prioritär“, hieß es. Weitgehend unbekannt ist, dass die Gleise mitten durch den Görlitzer Park führen würden, der gerade wegen Drogenhandels Schlagzeilen machte.

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