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Berlin: Plakative Botschaften

Ein Anti-Werbefeldzug: Für das Festival Spektrale stellen Künstler 74 Großplakate auf

Sie drängt sich auf, schleicht sich an und ist fast überall. Werbung gehört zum Stadtbild. Auf großflächigen Plakaten springt sie an jeder zweiten Straßenecke ins Auge. Stephan König findet Werbung penetrant. „Ich frage mich, wem die Stadt optisch gehört“, sagt der 26jährige Grafikdesigner aus Friedrichshain. Das Stadtbild sei durch eine Ästhetik des Konsums geprägt, meint König und will die Monokultur der Reklame durchbrechen. Gemeinsam mit seinen Kollegen vom Kreativ-Kollektiv „genauso.und.anders“ hat er das „Camp Kleister“ ins Leben gerufen.

Über 50 deutsche und internationale Künstler waren eingeladen, 74 Großplakatwände in Friedrichshain mit Bildern, Collagen und Fotos zu gestalten. Zu sehen sind die großformatigen Werke bis zum 2. Oktober. Im Straßenbild werden sie an diesem Wochenende Blickfänge zum Friedrichshainer Kunst- und Kulturfestival Spektrale bilden. Die Idee dahinter: „Wir wollen Orte anders besetzen und so Aufmerksamkeit und Irritation schaffen“, erklärt König. Finanziert wird das Projekt durch das Quartiersmanagement Boxhagener Platz, die awk Außenwerbung und durch Eigenbeiträge der Künstler.

Ganz unterschiedliche Werke sind für das „Camp Kleister“ entstanden: vom explizit politischen Plakat mit dem Thema Abschiebung über einen Purzelbaum schlagenden Comic-Hasen bis zu einer Werbetafel, die mit 400 Kleinbildfotos beklebt wurde. Hans Spieß hat sich diese mühsame Arbeit gemacht. Seine Fotos zeigen vorbeihastende Menschen auf der Warschauer Brücke. Der 27-jährige Kommunikationsdesigner hofft, dass jene, die an seinem Plakat vorbeieilen, innehalten werden. Und sich vielleicht sogar ein Foto mitnehmen. Damit die Kunstwerke nicht nur zufällig auffallen, gibt es in der Galerie von „genauso.und.anders“ in der Krossener Straße 27 Stadtteilkarten, die alle Plakatstandorte verzeichnen. So wird der Ausstellungsbesuch zum Kiezspaziergang. abi

Die Adressen der Werbetafeln im Internet: www.genausoundanders.de , das Veranstaltungsprogramm des Kunst- und Kulturfestivals: www.spektrale.net

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