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Berlin: Planetenpuzzle

Großes Gedränge bei der Nacht der Wissenschaften – wie schon am Tage in den Bädern und Parks

Die Hitze begann gerade ein wenig erträglicher zu werden, da strömten auch schon tausende Wissensdurstige in die Labore und Archive der Stadt. Insgesamt 61 Hochschulen und Institute öffneten gestern am frühen Abend ihre Pforten zur Langen Nacht der Wissenschaften, und schon kurz danach gab es dort Gedränge.

So auch im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, einem der Besuchermagneten auf dem Campus Adlershof. Dort standen sie Schlange, um einen 3-D-Film über den Mars zu sehen – weltweit eine Rarität, nur die deutschen Forscher zeigen solche dreidimensionalen Aufnahmen vom Roten Planeten. Auch die neunjährige Freya und ihr Vater warteten in Adlershof. Die Mahlsdorfer Grundschülerin hatte sich bereits den Vortrag „Die wilden Kerle und das Sonnensystem“ angehört. „Viel mehr Spaß als in der Schule“ machte ihr das: „Hier hat man mehr Zeit, um sich mit Sternen und Planeten zu beschäftigen.“ Dass sie bereits selber Expertin ist, bewies sie, als sie ein Planetenpuzzle löste. Welchen Planeten sie wohl vor sich hatte? Na klar, den Saturn.

Andere Gruppen kamen in Adlershof gleich in mehreren Generationen – wie der Physiker Peter Heymann, der dem Schwiegersohn und den beiden Enkeln seine Forschungsstelle im Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik zeigen wollte. Die Attraktion dort: Besucher konnten die Strahlung ihrer Handys testen lassen. Elektrotechniker Jens Flucke konnte praktisch alle beruhigen: Die meisten getesteten Handys lagen weit unter den Normwerten.

Im Elektronenspeicherring „Bessy“ mussten bei einem Vortrag über die Physik hinter den Abenteuern von James Bond sogar zahlreiche Besucher abgewiesen werden, weil im Hörsaal kein einziger Platz mehr war. „Warum machen wir es denn nicht wie in der Uni und sitzen auf dem Boden?“, rief eine Besucherin sichtlich enttäuscht. Aber man war eben nicht in der Uni.

Ähnlicher Andrang herrschte auch an den anderen Orten, in Dahlem etwa beim Deutschen Archäologischen Institut: Kinder gruben unter fachmännischer Anleitung Schätze aus, während die Erwachsenen die aktuellen Forschungsprojekte des Instituts begutachteten und in einer Lounge Wasserpfeife rauchten. Auch die Technische Universität lockte die Besucher an – im Hauptgebäude führten beispielsweise Forscher Roboterhunde vor, und Klanginstallationen begeisterten die Besucher. Dort sollte die Nacht mit einer große Party enden.

Tagsüber dagegen hatten die sonnenhungrigen Massen stadtweit die Bäder, Parks und Straßencafés gestürmt – oder aber den bunt geschmückten Mariannenplatz vor dem Bethanien, wo sie dann sahen, wie sich der französische Clown Buno einen kaputten Stuhl über den Kopf stülpte und brüllte wie ein Löwe - einer der Akteure des internationalen Straßentheaterfestivals „Berlin lacht“, das an diesem Wochenende in Kreuzberg wie gestern auch parallel im Strandbad Wannsee stattfindet. Bei wolkenlosem Himmel und Temperaturen um die 30-Grad-Marke drängten sich dort Tausende Berliner am Strand. Heute um 19.30 Uhr endet das dreitägige Kleinkunstspektakel mit der Wahl des „Königs von Kreuzberg“ – des besten Straßenkünstlers des Jahres.

Unterhaltsam geht es seit Freitag auch auf der Kreuzberger Bergmannstraße zu. Dort geht heute das traditionelle Bergmannstraßenfest ins Finale, diesmal unter dem Motto „Kreuzberg jazzt!“. Tilmann Warnecke/Sebastian Rothe

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