zum Hauptinhalt

Berlin: Planschen bis zum Sonnenuntergang

Trotz des Supersommers ist spätestens um 20 Uhr Schluss mit Schwimmen. Bäderbetriebe prüfen Verlängerung der Öffnungszeiten

Von Sabine Beikler

So gut wie in den letzten Wochen waren die Berliner Frei- und Sommerbäder schon lange nicht mehr besucht. Und zum Ärger vieler Berliner schließen Bäder trotz blauem Himmel und hoher Temperaturen am Abend schon um 19 oder 20 Uhr. Doch auf die wochenlange Schönwetter-Periode reagieren jetzt auch die Bäderbetriebe. „Wir wollen die Öffnungszeiten so schnell wie möglich verlängern. Die praktische Umsetzung wird zurzeit geprüft“, sagte Bäder-Chef Klaus Lipinsky dem Tagesspiegel.

Allein am vergangenen Donnerstag, dem bisher heißesten Tag dieses Jahres, kühlten sich 71 300 Badegäste in den Bädern ab. Zum Vergleich: Am 20. Juli vor einem Jahr waren es nur 8500 Besucher. Längere Öffnungszeiten bei anhaltend gutem Wetter fordern die Politiker aller Parteien seit langem. „Warum können die Bäderbetriebe nicht flexibel darauf reagieren? Längere Öffnungszeiten würden mehr Einnahmen, mehr Gäste und für die Wasserratten mehr Spaß bringen“, sagt FDP-Sportpolitikerin Mieke Senftleben. „Wenn es noch hell ist, müssen die Gäste die Bäder verlassen. Das kann doch niemand nachvollziehen“, ärgert sich auch die sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Karin Seidel-Kalmutzki. Längere Öffnungszeiten könnten „unproblematisch“ umgesetzt werden, sagt Grünen-Politiker Oliver Schruoffeneger.

Doch Bäder-Chef Lipinksy weist auf das dafür nötige Personal hin. Rund 600 von 800 Mitarbeitern der Bäderbetriebe seien zurzeit im Mehrschicht-Betrieb in den Frei- und Strandbädern eingesetzt. Das Personal würde ohnehin schon zwölf bis 13 Stunden pro Woche mehr als tariflich vorgeschrieben arbeiten. Die Tarifwochenarbeitszeit liegt bei 38,5 Stunden im Westteil und 40 Stunden im Ostteil der Stadt. Außerdem hätten Mitarbeiter zwischen Schichtende und Arbeitsbeginn Anspruch auf eine Ruhezeit von mindestens elf Stunden. Ein weiteres Problem stelle die Sicherheit für das Personal dar. „Wenn der letzte Gast gegangen ist, müssen die Reinigungskräfte die Becken und Grünflächen in der Dämmerung oder Dunkelheit säubern.“ Lipinsky hofft auf einen Kompromiss mit dem Personalrat, um die Bäder-Öffnungszeiten bis 21 oder 22 Uhr zu verlängern.

Dass man Badezeiten flexibler gestalten kann, zeigt das Beispiel des Strandbads Müggelsee, das die Bäder-Betriebe Anfang Juni wieder an den Bezirk Treptow-Köpenick abgegeben haben. Der Bezirkssportbund betreibt das Strandbad und setzt ehrenamtliche Helfer und öffentlich geförderte Arbeitskräfte ein. „Die Bäderbetriebe sollten stärker mit Schwimmvereinen zusammenarbeiten. Da gibt es freiwillige und kompetente Helfer, die sich um die Sicherheit der Badegäste kümmern“, sagt Walter Kaczmarczyk, der sportpolitische Sprecher der Linkspartei und Vorsitzender des Bezirkssportbundes im Berliner Süden.

CDU-Generalsekretär Frank Henkel lässt das Argument nicht gelten, dass die Personaldecke der in diesem Jahr mit rund 38 Millionen Euro bezuschussten landeseigenen Bäderbetriebe zu dünn ist. „Wir haben einen Stellenpool. Daraus kann man Personal bereitstellen, um die Bäder länger zu öffnen“, sagt Henkel.

Bei längeren Badezeiten würden auch mehr Badegäste nach ihrem Arbeitstag noch schwimmen gehen. „Davon hätten die Bäderbetriebe mehr Einnahmen“, sagen die Politiker. Und das Wetter würde einem wirtschaftlichen Plus voraussichtlich auch nicht entgegenstehen. Bis Ende August soll das hochsommerliche Wetter in Berlin anhalten. „Viel Sonnenschein, wenig Wolken und Temperaturen zwischen 30 und 33 Grad“, prognostiziert Meteorologe Hans-Joachim Knußmann vom Wetterdienst MeteoXpress. Ein Tief ist also noch lange nicht in Sicht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false