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Berlin: Platten vom Bau

Nach dem Tod des DDR-Künstlers Womacka geht der Abbau seiner Fassadenarbeiten weiter

Es sollte ein Fest werden für Freunde und Weggefährten, Soljanka sollte es geben, vielleicht die eine oder andere Rede. Wenn das im Stil des Sozialistischen Realismus gestaltete Wandbild „Der Mensch, das Maß aller Dinge“ des Künstlers Walter Womacka schon von der Fassade des ehemaligen DDR-Bauministeriums in der Breiten Straße in Mitte verschwinden muss, dann nicht sang- und klanglos.

Doch nun ist Walter Womacka tot, am Sonnabend im Alter von 84 Jahren gestorben – und die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) muss umplanen. Kein Abbau in Anwesenheit des Künstlers, kein festlicher Rahmen, stattdessen würdige Zurückhaltung. Trotzdem gehen die Planungen voran, die 1968 entstandene, 15 mal sechs Meter große Darstellung eines grüßenden Mannes abzunehmen, einzulagern und möglicherweise an anderer Stelle wieder anzubringen – denn das Gebäude wurde verkauft und steht vor dem Abriss. Die „Bergung“ seines Bildes sei dem Künstler sehr wichtig gewesen, sagt Jens Schulz, der im Auftrag der WBM den Abbau organisiert. Andere Werke Womackas wurden bereits zerstört, 1996 etwa drei Wandbilder beim Abriss des ehemaligen Außenministeriums der DDR. Auch WBM-Sprecherin Steffi Pianka bekräftigt, dass – in Abstimmung mit dem Freundeskreis Walter Womacka e. V. und der Witwe – am geplanten Abbautermin „Anfang Oktober“ festgehalten werde.

Zunächst aber werde es am heutigen Dienstag eine „technische Generalprobe“ geben. Es werde geprüft, ob alle 360 quadratischen Kupferplatten mithilfe einer Hebebühne erreichbar sind. Jede der je 50 mal 50 Zentimeter großen, mit Emaille beschichteten Kupferplatten ist mit vier Schrauben an der Hauswand befestigt. Erste Tests hätten ergeben, dass es „keine Hindernisse durch Korrosion“ gebe, sagt Organisator Schulz. „Wir rechnen nicht mit Schwierigkeiten.“ Zugleich soll ein Gutachter prüfen, inwieweit das Werk restauriert werden muss.

Die WBM hatte sich des Wandbilds angenommen, nachdem der Bund im Frühjahr Interessenten gesucht hatte, die das Bild vor der Zerstörung retten – nur die Abbaukosten mussten übernommen werden. Zu deren Höhe will Schulz nichts sagen, schließlich sei noch unklar, ob das Werk restauriert werden müsse . Zuletzt war von 18 000 Euro die Rede gewesen.

Die WBM hatte 2004 auch Womackas aus 800 000 Keramikplättchen bestehendes Mosaik „Unser Leben“ am „Haus des Lehrers“ aufwendig wiederhergestellt. In den kommenden Tagen wollen WBM und Freundeskreis ein Kondolenzbuch auslegen und weitere Gedenkveranstaltungen ankündigen. Jan Oberländer

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