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Platz der Vereinten Nationen

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Berlin: PLATZ DER VEREINTEN NATIONEN

Wer ein Mahnmal für eine große Koalition in Berlin sucht, wird am Platz der Vereinten Nationen fündig. Denn Ideen für das Areal hatte der von Eberhard Diepgen geführte schwarz-rote Senat nicht, als er vor fast 20 Jahren den Presslufthammer am nördlichen Teil des damaligen Leninplatzes ansetzen ließ.

Wer ein Mahnmal für eine große Koalition in Berlin sucht, wird am Platz der Vereinten Nationen fündig. Denn Ideen für das Areal hatte der von Eberhard Diepgen geführte schwarz-rote Senat nicht, als er vor fast 20 Jahren den Presslufthammer am nördlichen Teil des damaligen Leninplatzes ansetzen ließ. Hier stand das fast 20 Meter hohe Denkmal des Sowjetführers, für dessen Abriss sich die Friedrichshainer Bezirksverordneten gerade ausgesprochen hatten. Der Gedanke, dass das Ensemble aus Riesen-Lenin und Hochhäusern ein Stück deutscher Architekturgeschichte darstellt, ging in einem ideologisch aufgeheizten Streit unter. Lenin wurde flugs von der Denkmalliste gestrichen und nach der Demontage in einer Sandgrube an den Müggelbergen verbuddelt. Immerhin: Der Augenblick, als der vom Rumpf getrennte Kopf am Kranhaken hing, inspirierte die Macher von „Good Bye, Lenin“ zu einer der berühmtesten Szenen des deutschen Nachwende-Kinos. Was an die Vereinten Nationen erinnern soll, zu deren „Ehren“ das Areal umbenannt wurde, bleibt Geheimnis der Stadtpolitik. Der armselige Brunnen aus Findlingen, der das Fehlen des Denkmals kaschieren soll, und die struppigen Bäume dürften es kaum sein. Darüberhinaus hat die Fläche, die von der überdimensionierten Friedenstraße, der mehrspurigen Landsberger Allee und einem Anwohnerparkplatz begrenzt wird, keinen Nutzen (vom Zugang zu den Hochhäusern mal abgesehen). Vom Volkspark Friedrichshain verirrt sich nie ein Spaziergänger hierher, was vielleicht anders gewesen wäre, hätte man den Platz als eine Art DDR-Architekturmuseum erhalten. Also: Stellt Lenin wieder hin! Mit Kriegsdenkmälern wie der Siegessäule im Tiergarten hat man ja heute auch kein Problem mehr. Björn Seeling

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