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Berlin: Platz nehmen – Platz geben

Reservierung in vollen Zügen: mal doppelt, mal gar nicht

Häufen sich nur die Zufälle, oder ist bei den Sitzplatzreservierungen der Bahn das große Chaos ausgebrochen? „Ich hatte einen Platz gebucht, aber als ich in den Zug eingestiegen bin, saß da schon jemand – mit einer Reservierung für denselben Sitz“, berichtete Bahnkunde Herbert Klunert gestern Mittag nach seiner Ankunft aus Frankfurt (Main) in Berlin. Ungefähr zur selben Zeit fuhr am Nachbarbahnsteig der Intercity nach Chemnitz ein. Begleitet wurde er von der Lautsprecherdurchsage: „Dieser Zug konnte aus technischen Gründen leider nicht reserviert werden!“ Eine ServiceMitarbeiterin der Bahn stellte sich tapfer vor das Aufsichtshäuschen, um den Ansturm der ratlosen Kunden abzufangen. Es blieb dann bei vereinzelten Nachfragen, denn der Zug wurde nicht allzu voll. Und eine andere Empfehlung als „Suchen Sie sich einfach ein schönes Plätzchen!“ hatte die Frau von der Bahn auch nicht. Nur einen kleinen Trost: „Ich bin heute seit sechs Uhr hier, aber das Problem taucht jetzt gerade zum ersten Mal auf.“

Holger Auferkamp, Bahnsprecher für die Region Berlin, hat eine Erklärung: „Die Zettel werden direkt im Zug ausgedruckt. Da ist wohl der Rechner ausgefallen. Aber das ist kein flächendeckendes Problem.“

Ein anderer Bahnreisender ist sich da nicht mehr so sicher: Sonnabend früh sei der ganze Zug von Bremen nach Berlin reserviert gewesen, aber nicht mit den sonst üblichen „Von-bis-für-Kärtchen“, sondern mit dem Hinweis, bitte aufzustehen, falls ein Platzkarteninhaber auftaucht. Das sei nicht dramatisch gewesen, weil der Zug nicht übervoll war. Aber genervt habe es viele, wenn sie während der Fahrt zwei oder drei Mal umziehen mussten. Außerdem wartete die erste Herausforderung schon beim Einsteigen, weil die Wagennummern nicht stimmten und nach Anleitung durch Bahnmitarbeiter beispielsweise zehn subtrahiert werden mussten, um die richtige Wagennummer zu ermitteln.

Richtig ungemütlich sei es eine Woche vorher auf dem Weg von Westerland in die Hauptstadt gewesen: „Da gab es böses Gezanke, weil Plätze mehrfach vergeben worden waren.“ Achim Stauß, Sprecher der Bahnzentrale, hält das für „computertechnisch völlig ausgeschlossen.“ Auch sei das Reservierungssystem wegen der neuen Tarife nicht völlig umgekrempelt worden. Es müsse sich also um geheimnisvolle Ausnahmen handeln. obs

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