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Hansaplatz: 200 Leser diskutierten Vorschläge mit Experten

Die Vorschläge für die Umgestaltung des Hansaplatzes, die das Büro plan.b im Auftrag des Tagesspiegels vorgelegt hat, finden Zustimmung beim Bezirk, bei Denkmalschützern und bei Anwohnern.

Die Vorschläge für die Umgestaltung des Hansaplatzes, die das Büro plan.b im Auftrag des Tagesspiegels vorgelegt hat, finden Zustimmung beim Bezirk, bei Denkmalschützern und bei Anwohnern. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz stellte sogar finanzielle Hilfen in Aussicht für den Fall, dass sich eine gemeinsame Initiative aus Eigentümern des Einkaufszentrums, Anliegern und Bezirk bildet, um den Hansaplatz zu stärken. Dies war das Ergebnis der Auftaktveranstaltung zur Tagesspiegel-Serie über Berliner Plätze in der Akademie der Künste am Hanseatenweg. 200 Besucher diskutierten mit Experten unter der Moderation des Leitenden Tagesspiegel-Redakteurs Gerd Nowakowski.

Viel Lob fand der Chef der Stiftung Deutscher Denkmalschutz, Wolfgang Illert, für die Initiative, denn wegen der „Gewinnmaximierung und Kommerzialisierung“ im Städtebau seien viele Plätze heute „als solche gar nicht mehr erkennbar“.

Die Planer des Hansaplatzes brachen ganz bewusst auch mit dieser Tradition. Die Nachkriegsmoderne nahm Abschied von „autoritärem“ Städtebau, von Blockrandbebauung und eingefassten Stadtplätzen, so Gabi Dolff-Bonekämper von der Technischen Universität. Stattdessen habe man den Tiergarten in die lockere Bebauung hineingezogen, fließende, schwellenlose Übergänge geschaffen zwischen Grünflächen und Wegen sowie den Sockeln des Einkaufszentrums und der Wohnblöcke. So sei eine lichtdurchflutete, „hierarchiefreie“ Siedlung entstanden, die noch heute funktioniere – denn „das Problem des Hansaplatzes ist nicht die Gestaltung, sondern die fehlende Zuwendung und der Erhaltungszustand“.

Diesem Problem begegnete Landschaftsplaner Steffen Brodt in seinem Entwurf mit der Erneuerung von Belägen im Einkaufszentrum, der Verlegung von Parkplätzen sowie der Anlage neuer Wege, wo heute Trampelpfade quer durch das Grün führen. Vorschläge, die dem zuständigen Denkmalpfleger Klaus Lingenauber zur Überraschung mancher Zuhörer gefielen. Er regte ferner ein „neues Management“ an, das private und öffentliche Eigentümer von Flächen zusammenbringt.

Mittes Kulturstadträtin Sabine Weißler (Grüne) lobte den Vorschlag des Planers, die „Parkplätze vor dem Zentrum aufzugeben“. Kritisch bewerten sie und die Denkmalschützer dagegen den Vorschlag für ein gläsernes Flachdach auf dem Einkaufszentrum. „Andere Farben“ könnten der Passage ebenfalls zu einer „Aufhellung“ verhelfen – für den Chef des Bürgervereins Hansaviertel, Thilo Geisler, der „wichtigste Punkt“, um die Attraktivität der Läden zu steigern. Einig waren sich die Experten darin, dass das Zentrum durch besondere Angebote, etwa für Senioren, eine Nische finden müsse – um sich von der Konkurrenz mit den geplanten Centern in Moabit abzuheben. Auch der Ausbau der Kultureinrichtungen am Hansaplatz könnte dazu ein Mittel sein. Denkmalschützer Lingenauber regte ein „Architekturmuseum der Moderne“ an, Geisler und Weißler einen „Kulturbahnhof“ mit Kunstvideos im U-Bahndurchgang zur Bücherei am Hansaplatz. Um Menschen anzulocken, könnte ein S-Bahn-Bogen zum nördlichen Kiez geöffnet und der Weg zwischen S-Bahnhof Bellevue und U-Bahnhof Hansaplatz geebnet werden. Dazu wäre ein Beschnitt des Gehölzes in der Grünanlagen hilfreich, die teilweise seit 50 Jahren nicht angerührt wurden. Ralf Schönball

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