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Bernhard Schulz

© Kai-Uwe Heinrich

Meine Meinung: Tor zur Zukunft

Der Kurt-Schumacher-Platz könnte zum nördlichen Eingang des Tegeler Areals werden.

Nordberliner kennen den Kurt-Schumacher-Platz als Verkehrsknotenpunkt, sei es per Auto, per Bus oder als Haltestellenname der U-Bahn. Viele Berliner mehr sehen ihn, ohne ihn wahrzunehmen: aus der Luft nämlich. Nähern sich die Flugzeuge von Osten her, was die Regel ist, so überqueren sie ihn im Landeanflug. Vom Fensterplatz im Flugzeug aus, schon dicht über den Häusern, hat man plötzlich die Kreuzung namens Kurt-Schumacher-Platz unter sich, linkerhand das Einkaufszentrum „Clou“ mit Sonnenterrasse, und rumms – setzt das Flugzeug auf der Landebahn auf.

Keine Gelegenheit danach, weiter an den Platz zu denken. Er gehört ja nicht zum Flughafen, nicht einmal im weitesten Sinne, so wie beispielsweise der Jakob-Kaiser-Platz als Umsteigepunkt des öffentlichen Verkehrs. Der „Kutschi“, wie er in Berliner Proll-Diktion bisweilen genannt wird, ist mit sich selbst zufrieden, erhebt keine Ansprüche, zu mehr zu dienen als der höchst belebten Kreuzung zweier Straßenzüge des Hauptverkehrs. Und doch hat diese Kreuzung ein platzartiges Gesicht, durch das üppige Rankenwerk, das sich jetzt im Frühjahr in frischem Grün über die Pergolen ergießt, die in Kreissegmenten an allen vier Ecken der weitläufigen Kreuzung stehen.

Das üppige Grün verbirgt die niedrige Bebauung, drei Obergeschosse nur und flache Dächer, des nahen Flughafens wegen. Die könnte man sich mittelfristig höher denken, harmonischer in Relation zur Platzweite. Dank seiner Rolle im öffentlichen Nahverkehr siedeln zahlreiche Cafés, Imbisse, Zwitterformen für einen Bezirk, der erkennbar nicht zu den einkommensstärksten der Stadt zählt. Aber da ist Leben, die gelben Busse der BVG halten und scheinen stets zu verweilen, auf der Straßenseite gegenüber lockt das Einkaufszentrum „Clou“, das einmal Vorreiter war für seine längst dutzendweise verbreitete Gattung.

Eigentlich funktioniert der Platz. Die Flugzeuge, oft nur im Minutenabstand, stören nicht wirklich, ihr Lärm brandet nur kurz auf, abgeschirmt von der Randbebauung. Kein Mensch schaut hoch. Man kennt das ja. Dabei haben beide miteinander zu tun, der Flughafen und der Platz. In Zukunft jedenfalls könnte der Kurt-Schumacher-Platz zum nördlichen Tor des Tegeler Areals werden, des erhofften Gründer-, Umwelt-, Energie-Areals. Wie genau ein solches Entree aussehen kann, müssen Architekten entwerfen, aber dass hier, am Kurt-Schumacher-Platz, eine Verknüpfung des neuen Quartiers mit der Stadt, mit dem gewachsenen Berlin, erfolgen kann, das liegt auf der Hand. Einfach in die Richtung, in die jetzt noch die Flugzeuge landen, die über den Köpfen hinwegdröhnen, und die doch überraschend klein bleiben. Der Kutschi jedenfalls ist größer.

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