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Immer lächeln: Bundestagsabgeordneter Stefan Liebich lud seine Konkurrenten zur Podiumsdiskussion.

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Podiumsdiskussion in Pankow: Pilz spaltet Bundestagskandidaten

Recht gesittet diskutierten die Pankower Bundestagskandidaten vor streitlustigem Publikum. Selbst das Thema Mieten vermag nicht, die Gemüter zu erhitzen.

Die schärfste Auseinandersetzung des Abends fand an der Tür statt. Die politischen Diskussionen an der Stirnseite des überfüllten Raumes in der Brotfabrik Weißensee verblassten gegen den Streit, der sich eine halbe Stunde nach Veranstaltungsbeginn am Eingang entwickelte. Zwar ging es für den Zuspätgekommenen nicht um den Einzug in den Bundestag, sondern nur um den Zugang zu einer Podiumsdiskussion mit den Kandidaten für das Parlament. Trotzdem kam es zwischen dem Drängler und der Blockiererin am Eingang zu einer Fast-Prügelei und einigen unflätigen Ausdrücken.

Da war der Ton vorne am Tisch um Einiges gemäßigter: Die geladenen Kandidaten dankten ihrem Gastgeber Stefan Liebich, der bereits für Die Linke im Parlament sitzt, für die Einladung. Sogar des großen Abwesenden wurde gedacht: Wolfgang Thierse, langjähriger Abgeordneter für Pankow, habe Podiumsdiskussionen immer sinnlos gefunden, sagte Liebich in seinem Grußwort. Vielleicht war es dem aktuellen SPD-Kandidaten Klaus Mindrup auch deshalb gelungen, Thierse aus seinem eigenen Wahlkreis zu drängen. Mit wesentlich weicheren Bandagen kämpfen die Kandidaten an diesem Abend: Vor überwiegend älterem Publikum geben sich die Parlamentsanwärter das Mikrofon in die Hand, plaudern über ihre politische Vita und stellen ihre Positionen vor.

Die schillerndste Figur der Runde ist wohl der Piraten-Kandidat Fabricio do Canto. Einen Stoffschal um den Kopf gewickelt, gießt er hin und wieder seinen Mate-Tee auf und zieht an dem metallenen Strohhalm, der aus dem wasserpfeifenähnlichen Porzellankegel ragt. Hinter ihm wogt der Bambus im Innenhof. Drinnen steht die Luft. Das Thema sind Mieten und Bauen in Pankow – eigentlich ein heißes Thema. Doch die Positionen sind altbekannt: CDU-Kandidat Lars Zimmermann will Investoren für den Wohnungsbau anlocken, Mindrup und Liebich sind da eher den Genossenschaften zugetan und der Grüne Andreas Otto kämpft gegen Zwangsumlagen für Wohnungsaufwertung. Nur der FDP-Kandidat Linus Vollmar ist recht still. Wahrscheinlich wohnt der 19-Jährige noch bei seinen Eltern und muss sich um Wohnungsnot eher weniger Sorgen machen.

Die Diskussion scheint einzuschlafen – bis ein kurioses Gewächs zu sprießen beginnt. „Spaltpilz“ nennt es sich. Lars Zimmermann will ihn ausmerzen und vertraut darauf, dass Vermieter und Investoren freiwillig bezahlbare Wohnungen anbieten. Die Leute müssten nur miteinander reden. Da wird Stefan Liebich lebhaft: „Ich will den Spaltpilz“, sagt er und meint damit nicht nur mehr Sozialwohnungen, sondern auch einen Spitzensteuersatz von 53 Prozent. Sogar Linus Vollmar wacht auf: „Das Land ist unfähig, genügend Wohnungen zu bauen“, ist sein Argument für mehr private Investitionen. Das Publikum weiß, wie man die fördert: „Steuersenkungen!“, schallt es streitlustig durch den Raum.

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