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Berlin: Polen-Böller fallen unter das Sprengstoffgesetz

BERLIN Die Polizei hat deutlich mehr Feuerwerkskörper beschlagnahmt als im Vorjahr: Bis gestern vormittag waren es nach Angaben eines Polizeisprechers insgesamt zwölf Tonnen gegenüber zweieinhalb Tonnen ein Jahr zuvor. Allen Warnungen zum Trotz scheinen sehr viele illegale Böller aus Polen in den Händen von knallwütigen Berlinern zu sein.

BERLIN Die Polizei hat deutlich mehr Feuerwerkskörper beschlagnahmt als im Vorjahr: Bis gestern vormittag waren es nach Angaben eines Polizeisprechers insgesamt zwölf Tonnen gegenüber zweieinhalb Tonnen ein Jahr zuvor. Allen Warnungen zum Trotz scheinen sehr viele illegale Böller aus Polen in den Händen von knallwütigen Berlinern zu sein. Die mit einer sprengstoffähnlichen Chemikalienmischung gefüllten Feuerwerkskörper können bei der Explosion enormen Schaden verursachen. Es gibt auch bereits die ersten Verletzungen: Gestern meldete die Polizei, daß einem 21jährigen Mann in Neukölln bei der Detonation eines solchen Böllers an einer Hand drei Finger abgerissen wurden.

Die aus Polen stammenden Silvesterknaller sind in Deutschland nicht zugelassen und haben eine Sprengwirkung, die über die der in Deutschland erhältlichen Böller deutlich hinausgeht. Während die hier für das Silvesterfeuerwerk zugelassenen Knallkörper nur mit maximal 6 Gramm Schwarzpulver gefüllt sein dürfen, werden in die polnischen Produkte 30, teilweise sogar 50 Gramm einer chemischen Mischung gefüllt, die nach Darstellung des Laborleiters Pyrotechnik bei der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM), Dietrich Eckhardt, ähnlich wie Sprengstoff reagiert. Die von ihm "Blitzsatz" genannte Mischung enthält unter anderem Aluminiumpulver. Ein Gramm davon hat etwa die gleiche Sprengwirkung wie fünf bis sechs Gramm Schwarzpulver.Die Böller fallen daher unter das Sprengstoffgesetz.

Die bis zu 20 Zentimeter langen Sprengsätze mit einem Durchmesser zwischen 5 und 8 Zentimetern wirken wie Bomben. Die zeigten zwei Explosionen, bei denen in der Nacht zu Montag zwei Telefonzellen in Reinickendorf völlig zerstört worden waren. Wie berichtet, waren Teile der Zellen bis zu 10 Meter weit geflogen. Glassplitter fanden sich sogar in deutlich größerer Entfernung.

Die Silvesterknaller aus Polen sind nicht nur mit äußerster Vorsicht zu genießen, sondern auch mit einem hohen Anteil an Ausschuß verbunden, sagte Eckhardt. Die Feuerwehr warnt davor, Knaller, die nicht gezündet haben, aufzuheben. Die Zündschnur könne weiterglimmen und urplötzlich, manchmal Stunden später, explodieren. Daher sollten Blindgänger mit Wasser begossen werden, um sie unschädlich zu machen.

In den bis gestern Vormittag beschlagnahmten zwölf Tonnen Feuerwerkskörper sind 7,7 Tonnen, die ohne Genehmigung auf zwei Lkw gelagert waren. Doch auch ohne diese Mengen sind offenbar erheblich mehr Knaller und Kracher in Umlauf als 1997, wie ein Polizeisprecher gestern sagte. Seit 1994 waren die beschlagnahmten Mengen mit jeweils 2 Tonnen kaum angewachsen. Auch von richtigem Sprengstoff wurde in den vergangenen Jahren nicht berichtet. (weso/wvb)

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