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Berlin: Polit-Werbung auf Facebook verunglückt CDU Spandau lädt im Netz zum Diskussionsabend

Blogger machen daraus eine Party-Einladung

So hatten sie sich den Abend nicht vorgestellt: Über Berlin, die Sicherheit, die Verwahrlosung wollten Mitglieder der Spandauer CDU reden und diskutieren - schließlich ist Wahlkampf, und die innere Sicherheit samt deren Erhaltung gehört zum Markenkern der CDU. Die Veranstaltung wurde, wie sich das für eine moderne Partei gehört, im Internet und auch im sozialen Netzwerk Facebook als Event angekündigt – Beginn Mittwoch, 19.30 Uhr. Den Ort des Geschehens hatte Thorsten Schatz, Kreisgeschäftsführer der Spandauer CDU, bald aus dem Netz tilgen lassen. Leute, die es offenbar mit der Berliner CDU nicht gut meinen, hatten die Einladung über Facebook vielfach weiterverbreitet. Unter der Überschrift „CDU Berlin startet Facebook-Party“ hatte der Blogger Nico Lumma die Original-Einladung samt Ort, dem „Stammhaus“ am Rohrdamm, längst per Screenshot verewigt.

Lumma ist bei der Werbeagentur Scholz & Friends als Director Social Media tätig und in der Hamburger SPD in Sachen Internet engagiert. Sein ehemaliger „Scholz & Friends“-Kollege Thomas Heilmann, Mitglied des Präsidiums der Berliner CDU, mag sich über die schräge Werbeaktion nicht empören. Dass Leute über innere Sicherheit mit der CDU diskutieren wollten, sei eine gute Sache - und ebenso gut sei es, dass eine CDU-Veranstaltung nun so breite Aufmerksamkeit erfahre. Dass ausgerechnet Nico Lumma mit dafür sorgte, kommentiert Heilmann mit der Bemerkung, er sei eben ein sehr kreativer und fähiger Kopf – nur in der falschen Partei engagiert.

Nico Lumma sagte, er habe es „sehr ironisch“ gefunden, dass ein CDU-Innenminister das Verbot von Facebook-Partys in die Diskussion bringe – von denen einige in der Vergangenheit eskaliert waren und zu Polizeieinsätzen geführt hatten – und kurz danach die Spandauer CDU für ihre Veranstaltung auf Facebook werbe. Auf den Zusammenhang habe er „mit Augenzwinkern und Ironie“ hinweisen wollen.

Thorsten Schatz allerdings hat die ganze Aktion Sorgen beschert. Man habe die Polizei informiert, weil nicht abzusehen sei, wie viele Leute tatsächlich kommen würden, sagte Schatz vor der Veranstaltung. Der Raum wäre jedenfalls überfüllt, wenn alle kämen, die sich bislang angemeldet hatten. Schatz vermutet, dass auch ein Mitglied der Piratenpartei die Einladung gestreut habe – als Agitation gegen die derzeit kursierende Idee einiger Politiker, Facebook-Partys zu verbieten. Ob es bei der CDU in Spandau am Mittwochabend tatsächlich voll wurde, ließ sich erst nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe klären. wvb.

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