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Berlin: Politik auf Schritt und Tritt

Zehntausende kamen zum Tag der offenen Ministerien – die meisten ins Kanzleramt. Heute geht´s weiter

Ein bisschen Platz wäre noch. Bild an Bild hängen die Altbundeskanzler in Öl gemalt im ersten Stock des Kanzleramts, von Adenauer bis Kohl. Und „ganz links an der Wand“, wo noch zwei Meter frei sind, da komme „bald der Schröder“ hin, grinst Jörg Stallmann aus Charlottenburg. Ein anderer Besucher findet das gar nicht lustig: „Da können Sie lange drauf warten.“

Zum siebten Mal lädt die Bundesregierung dieses Wochenende zum Tag der offenen Ministerien ein. Mehrere zehntausend Besucher strömen allein am Sonnabend ins Kanzleramt und in die 13 Ministerien, lassen sich die Amtszimmer der Hausherren zeigen und Politikalltag erklären. Die meisten Menschen zieht es ins Kanzleramt, wo sich am Nachmittag Gerhard Schröder unters Volk mischt und Tischkicker spielt. Im Bundespresseamt gibt Regierungssprecher Béla Anda eine Pressekonferenz speziell für Kinder. Fünf- bis Zwölfjährige hocken vor ihm auf dem Teppich und stellen ihre Fragen – zum Beispiel Kevin: „Wie viel Geld hat der Bundeskanzler?“ Oder Rebecca: „Warum sind immer so viele Kinder in einer Schulklasse?“ Anda kommt ganz schön ins Schwitzen und lobt die Kleinen für ihre „schwierigen Fragen“. Nur einmal braucht er nicht lange zu überlegen: „Ja, ich rechne fest damit“, kommt es wie aus der Pistole geschossen, als Marius wissen will, ob Anda noch an einen Sieg der Regierung bei der Bundestagswahl glaube.

Überhaupt präsentieren sich die Politiker an diesem Wochenende sehr optimistisch – von Schwermut keine Spur. Selbst Bernd das Brot, die notorisch schlecht gelaunte Fernseh-Figur aus dem Kinderkanal, verbreitet im Forschungsministerium gute Stimmung, macht Scherze und singt. Nein, eine Abschiedsveranstaltung sei das nicht, sagt Hausherrin Edelgard Bulmahn – im nächsten Jahr sehe man sich garantiert wieder. Dann lässt sich die Ministerin durch die Ausstellung im Erdgeschoss führen und Erfindungen „made in Germany“ zeigen: fußballspielende Roboter etwa, verbesserte Skisprungschanzen und Schiffsverkleidungen aus künstlicher Hai-Haut. Auch in den anderen Ministerien gibt es einiges zu erleben. Im Gesundheitsministerium verteilt Ulla Schmidt „Schrittzähler“, die ihre Träger zu mehr Bewegung anregen sollen, im Umweltministerium können Besucher die Strahlung ihrer Handys messen. Das Finanzministerium zeigt „Zollhunde im Einsatz“; das Verkehrsministerium hat einen Fahrradparcours aufgebaut und bietet ein Sprit-Spar-Training an. Und im Infozelt des Familienministeriums sollen Männer für typische Frauen-Berufe gewonnen werden. Schließlich gebe es „viel weniger männliche Krankenschwestern als weibliche Kfz-Mechaniker“, heißt es da. Auch heute sind das Kanzleramt und alle 13 Ministerien von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Das Programm und die Anwesenheitstermine der Politiker stehen im Internet unter www.einladung-zum-staatsbesuch.de.

– Wem die Schlange vor dem Kanzleramt an diesem Wochenende zu lang ist, dem kann geholfen werden: Der Tagesspiegel verlost zehnmal 2 Plätze für eine exklusive Führung durch das Gebäude und den angrenzenden Park. Der zweistündige Rundgang findet am kommenden Donnerstag, dem 1. September, um 10 Uhr statt. Wer dabei sein möchte, schickt heute bis 19 Uhr eine Mail mit Betreff „Kanzleramt“ an verlosung@tagesspiegel.de. Bitte unbedingt die Telefonnummer angeben.

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