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Immer feste kurbeln. Ramona Pop hat mit der Drehorgel Erfahrung.

© Doris Spiekermann-Klaas

Politik und Charity: Kurbeln für den guten Zweck

Auf dem Kollwitzmarkt spielten Politiker für die Heilsarmee Drehorgel. Das Geld fließt in ein Weihnachtsfest für Bedürftige.

Immer diese Technik. Gerade noch hat Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse auf der Drehorgel „O du Fröhliche“ zum Besten gegeben. Jetzt aber bleibt das Instrument stumm. Irgendetwas hat beim Wechsel der Liederwalze nicht geklappt, eine Schraube sich gelöst – die Drehorgel ist vorerst nicht zu gebrauchen. So heißt es für alle Beteiligten erst einmal warten. Warten auf den Orgelbauer aus Biesdorf.

Zehn Politiker, darunter die neue grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop, Bundestagsvize Petra Pau von der Linken und eben Wolfgang Thierse von der SPD, wollten am Samstag auf dem Kollwitzmarkt für den guten Zweck Drehorgel spielen, mit ihrem Promifaktor die Spendenkasse klingeln lassen und so das Weihnachtsfest der Heilsarmee für bedürftige Berliner mitfinanzieren. Aber dann gab es eben diese Panne.

Stattdessen singen? Lieber nicht. Und so übernimmt vorerst ein dreiköpfiger Chor der Heilsarmee die musikalische Unterhaltung. Den Politikern bleibt Zeit für alkoholfreien Glühwein und Gespräche. Sie nehmen es gelassen. Dann müssen sie eben nach der Reparatur nur knapp zehn statt wie geplant 30 Minuten spielen. „Das geht auch schon ganz schön auf die Arme“ sagt Ramona Pop. Die Politikerin hat hier auf dem Markt ihren ersten Auftritt als neue Wirtschaftssenatorin und wirkt an diesem Tag ein bisschen wie der heimliche Star. Die Presse macht Fotos, Ramona Pop lächelt, und es kommt der ein oder andere Berliner, der sich freut, die neue Senatorin persönlich in ihrem Amt zu begrüßen. „Ich wünsche Ihnen, dass sich jede Woche ein neuer Betrieb in der Stadt ansiedelt“, sagt ein älterer Herr. Ein schöner Wunsch zur Weihnachtszeit, findet Ramona Pop. In ihr neues Amt sei sie schon ziemlich eingestiegen, erzählt die Senatorin, sie habe bereits zum Wochenende einen Rollkoffer voll von Unterlagen für die nächste Senatssitzung bekommen. Schon seit Jahren kurbelt die Politikerin im Advent für die Heilsarmee. An den Rummel um ihre Person müsse sie sich allerdings noch gewöhnen, bekennt sie.

Mit den Spenden der Aktion wird bereits zum zehnten Mal das Weihnachtsfest der Heilsarmee für bedürftige Menschen im Hotel Maritim proArte mitfinanziert. Heiligabend gibt es dort für Berliner, denen es nicht so gut geht, ein besinnliches Programm samt üppigem Buffet, gesponsert vom Hotel. Die Aktion am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg soll nur einen kleinen Zuschuss geben. 550 Euro kamen im Vorjahr zusammen. In diesem Jahr sind 100 Plätze auf der Feier bereits belegt, weitere 50 werden noch vergeben.

„Es ist schön, dass die Menschen gerade in der Weihnachtszeit durch das Fest so etwas wie Wärme und Teilhabe spüren“, sagt Pop. Als neue Wirtschaftssenatorin will sie sich dafür einsetzen, dass alle von der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt profitieren, nicht nur wenige.

Währenddessen sucht ein Mann, bepackt mit einer großen Tasche, in der Nähe des Heilsarmee-Zeltes in Mülleimern nach Flaschen. Von dem Trubel bekommt er nichts mit.

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