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Im Visier. Ausverkaufte Stadien, volle Presseränge - die Paralympics - wie hier in London 2010 - sind in den vergangenen Jahren zum Publikumsmagneten geworden. Soll sich die deutsche Hauptstadt jetzt für Paralympia und Olympia bewerben? Das wird jetzt diskutiert.

© Thilo Rückeis

Politiker und Sportstars bei erster großer Debatte: Will Berlin die Paralympics 2024?

Nach der Olympia-Debatte ist vor der Paralympia-Debatte. Soll Berlin die Paralympischen Spiele ausrichten? Zu diesem Thema gibt es am Sonntag, 15. Februar, eine Podiumsdiskussion.

Keine Bewerberstadt bekommt heutzutage Olympische Spiele, wenn nicht die Bewerbung für die Paralympische Spielen gleichermaßen überzeugt. Während der vergangenen Sommer-Weltsportmeetings der Spitzenathleten mit Behinderung etwa in Peking 2008 und in London 2010 waren etwa die Reit- und Tennis-Arenen und das Olympiastation sogar viel voller und stimmungsvoller als bei den Olympischen Spielen. Das London Olympic Stadium war jeden einzelnen Tag ausverkauft: 90 000 Plätze besetzt. Das liegt auch daran, dass viele Menschen sich Olympia-Tickets nicht leisten konnten, bei Paralympia gibt es günstigere Karten und auch mehr Familienangebote. Und viele Sponsorenvertreter, Organisatoren und Volonteer-Helfer sagen, "die Paralympischen Spiele verkörpern viel mehr den Olympischen Geist, die Athleten sind nicht so abgehoben". Und die Leistungen seien ob der Vita vieler Athleten mitreißender für die Zuschauer.

Auch Sportstars diskutieren mit

„Wollen wir die Paralympics?“ Um diese Frage geht es bei der ersten großen Podiumsdebatte zu Olympischen Spielen von Menschen mit Behinderung 2024 oder 2028 in Berlin, und zwar am Sonntag, 15. Februar. Der Behinderten-Sportverband Berlin (BSB) lädt ins Glashaus der Arena Treptow, Eichenstraße 4. Ab 14.30 Uhr diskutieren BSB-Präsident Ehrhart Körting, LSB-Vize-Präsident Isko Steffan, die vielfache Paralympics-Medaillengewinnerin Kirsten Bruhn, BSB-Jugendwart Oliver Klar und Henry John, Sportlehrer an der Toulouse-Lautrec-Schule. Das BSB-Präsidium votiert für eine Bewerbung – allerdings nicht einstimmig. Ob Senatsvertreter bei der Debatte dabei sind, war am Mittwoch noch nicht zu klären.

Körting ist "für Paralympics, für ein Treffen der Völker"

Ehrhart Körting, ehemaliger Sport- und Innensenator in Berlin und jetziger Präsident des Berliner Behindertensportverbandes BSB, der auch in Peking 2008 schon einen "Berliner Abend" ausrichtete, sagt etwa: "Ich bin ein begeisterter Anhänger der Olympischen Spiele und der Paralympics. Sie sind nicht nur sportlich von Bedeutung, sondern ein Treffen der Völker, ein Stück Gemeinsamkeit und Frieden auf der Welt." Deshalb unterstütze er auch die Bewerbung Berlins. Aber: "Ich bin auch gegen Gigantismus. Ich wünsche mir bescheidene Spiele. Das entspricht nicht nur unserer Finanzlage, sondern für mich auch der Grundidee der Olympischen Spiele und der Paralympics: Wir wollen Sportfreunde aus aller Welt einladen, in unsere Sportstätten, in unsere Stadt, nicht in eine künstlich hochgeputschte Stadt. Ich bin für ein unverwechselbares Berlin für unsere Gäste, so wie es ist." Die Bundesbehindertenbeauftragte Verena Bentele, Ex-Paralympics-Biathletin, sagte zu dem viel diskutierten anfänglichen Ansinnen von Berlin, Paralympia vor Olympia stattfinden zu lassen, darüber solle man direkt mal nachdenken.

Der BSB-Jugendwart Oliver Klar  hingegen meint: "Arm aber Olympia. In den letzten Jahren wurde erheblich im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge, an Schule, Sport, Freizeit und Sozialem, gespart. Auch das Thema Inklusion wird nicht ernsthaft angepackt. Meine Vision sind nicht die olympischen und paralympischen Spiele. Ich möchte in einer Stadt leben, in der die Mieten bezahlbar sind, in der das Schulsystem keinen ausgrenzt und in der ausreichend Sporthallen existieren, in denen der Putz nicht von der Decke fällt."

In London waren 4200 Athleten aus 166 Ländern dabei - Rio 2016 wird noch größer.

Weitere Infos: www.behindertensport.berlin. Um Anmeldung wird gebeten, geht aber auch noch am Tage der Veranstaltung. Vorher kann man beispielsweise Gebärdendolmetscher und Rollstuhlplätze beantragen und reservieren.

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