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Berlin: Polizei führt Schlag gegen Neonazi-Netzwerk "Blood & Honour" - 1500 CDs beschlagnahmt

Die Berliner Polizei hat der rechtsextremen Skinhead-Szene einen Schlag versetzt. Der Chef der "Deutschland-Division" des international agierenden Netzwerks "Blood & Honour" (Blut und Ehre), Stephan L.

Von Frank Jansen

Die Berliner Polizei hat der rechtsextremen Skinhead-Szene einen Schlag versetzt. Der Chef der "Deutschland-Division" des international agierenden Netzwerks "Blood & Honour" (Blut und Ehre), Stephan L., ist am Wochenende zusammen mit seiner Freundin festgenommen worden. Außerdem beschlagnahmten Beamte von Staatsschutz und Spezialeinheit PMS (Politisch motivierte Straßengewalt) mehr als 1500 CDs mit rechtsextremer Musik. Im Wesentlichen handelt es sich nach Informationen des Tagesspiegels um Exemplare eines Samplers, auf dem Songs anderer CDs in einer "Millenniumsausgabe" zusammengestellt sind und die zusammen mit einer Propaganda-Broschüre in Berlin vertrieben werden sollten. L. und seine Freundin müssen sich nun wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten.

Der in der Szene unter dem Spitznamen "Pinocchio" bekannte Stephan L. dirigiert von Berlin aus die mehrere hundert Mitglieder zählende "Deutschland Division", die in etwa neun "Sektionen" unterteilt ist. Gegen den Skinhead-Anführer waren schon mehrfach Strafverfahren anhängig, vor allem wegen Körperverletzung und Verbreitung von Nazi-Propaganda. In den letzten Monaten hat L. die Blood & Honour-Skins, die sich als Szene-Elite begreifen, auf verstärkte Politisierung eingeschworen. Nach dem Vorbild des 25-Punkte-Programms der NSDAP wurde Anfang des Jahres bei einem Treffen von Vertretern der deutschen Sektionen ein entsprechendes Konzept beschlossen.

"Blood & Honour" entstand Ende der 80er Jahre in Großbritannien. Der Name entspricht dem Leitmotiv der SS. Mittlerweile ist das Netzwerk in mehr als einem Dutzend Staaten präsent. Schwerpunkt der Aktivitäten ist das profitable Geschäft mit rechtsextremer Skinhead-Musik. Über das Netzwerk werden massenhaft CDs vertrieben, zudem gelingt es "Blood & Honour" immer wieder, Auftritte brauner Kahlkopfbands zu organisieren. Im September 1999 wurde das bislang größte rechtsextreme Skinhead-Konzert in der Bundesrepublik veranstaltet. Unter der Führung von "Blood & Honour" düpierten 2000 Glatzköpfe in Garitz (Sachsen-Anhalt) die überraschte Polizei.

Mit Sorge beobachten die Sicherheitsbehörden, dass "Blood & Honour" zunehmend Einfluss auf rechte Jugendmilieus gewinnt. Außerdem hält das Netzwerk enge Kontakte zu rechten Terrorgruppen in Großbritannien und Schweden.

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