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Berlin: Polizei gibt überzogenen Einsatz gegen G-8-Aktivisten zu

Linke wollen am kommenden Sonnabend im Görlitzer Park Sitzblockaden trainieren

Die Polizei hat gestern zugegeben, dass ein Einsatz gegen G-8-Aktivisten „unangemessen“ gewesen sei: Am Sonntagnachmittag waren 20 junge Leute in einem Lichtenberger Park kontrolliert worden, die sich bei einem sogenannten „Aktionstraining – Gipfel-Warm-up“ augenscheinlich aggressiv und gewalttätig gegenübertraten. Nach ersten Polizeiangaben seien „Blockaden geübt“ worden und die Abwehr von Polizeieinsätzen „mittels Tritt- und Schlagtechniken“. Zudem hatte die Polizei mehrere Mobiltelefone sichergestellt, mit denen Beamte fotografiert worden sein sollen. Gestern nun teilte das Polizeipräsidium mit, dass diese Übung doch keine Straftat sei. Die Polizei versprach alle erhobenen Daten zu löschen und die Telefone zurückzugeben. Zuvor hatten PDS-Politiker gegen den Polizeieinsatz protestiert: Der Lichtenberger Bezirksverordnete Kirill Jermak sagte: „Wir haben ausschließlich friedlich für gewaltfreie Demonstrationen geübt.“

Am Sonnabend soll die Übung im Görlitzer Park in Kreuzberg wiederholt werden. Mehr als 100 Linke wollen sich dort auf mögliche Auseinandersetzungen mit der Polizei beim G-8-Gipfel in Heiligendamm im Juni vorbereiten. „Vorsichtshalber haben wir unser Treffen als Veranstaltung angemeldet“, sagte ein Sprecher der linksradikalen Gruppe „Fels“, die an der Vorbereitung der Proteste in Heiligendamm beteiligt ist. Bei der Übung gehe es darum, in Stresssituationen Ruhe zu bewahren. Man trainiere das Verhalten bei Sitzblockaden und Demonstrationen.

Wie es in der Szene hieß, sei der Polizeieinsatz in Lichtenberg ein Beweis für die angespannte Stimmung bei den Behörden. Wie berichtet, hatten bereits am Mittwoch hunderte Polizisten bundesweit Räume von G-8-Kritikern durchsucht, darunter mehrere in Kreuzberg.

Unterdessen gab es auch in der Nacht zu Montag einen Brandanschlag. Unbekannte zündeten in einer Tiefgarage an der Reichenberger Straße Baumaterial an. Bevor die Flammen auf die geparkten hochwertigen Fahrzeuge – darunter ein Bentley – übergreifen konnte, hatten Anwohner die Feuerwehr alarmiert. Der für politische Delikte zuständige Staatschutz ermittelt. Das neue Haus mit seinen teuren Eigentumswohnungen im Loftstil sei bewusst angegriffen worden, hieß es bei der Polizei. Menschen waren nicht in Gefahr. In diesem Jahr gab es bereits mehr als 40 Brandanschläge. hah/Ha

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