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80-Jährige vor Gericht: Mit Krücke ein Kind verletzt

Eine 80-jährige Frau steht vor Gericht, weil sie zwei Jungen mit ihrer Krücke geschlagen haben soll. "Ich wollte nur helfen", sagte die Angeklagte.

Mit 80 Jahren wurde sie in einer Juninacht von der Polizei abgeholt. „Wie ein Schwerverbrecher“, schimpfte Ilse K. am Mittwoch vor einem Amtsrichter. „Sie sollen einen Jungen, fünf Jahre alt, mit einer Gehhilfe geschlagen haben“, hielt er ihr vor. Die Rentnerin schlug ein Bein über das andere. Nie zuvor hatte sie mit der Justiz zu tun. Nun ging es um Körperverletzung. Ihren Krückstock soll sie als „gefährliches Werkzeug“ eingesetzt haben. „Lüge“, konterte sie. „Vorsichtig“, mahnte der Richter und baute ihr dann eine goldene Brücke zum Geständnis.

Es geschah gegen 20 Uhr zwischen Imbiss und Spielplatz an der Landsberger Allee in Lichtenberg. Ilse K. (Name geändert) und ihr Mann saßen beim Bierchen. „Da waren zwei Jungen, die sich richtig kabbelten“, schilderte die Angeklagte in rosa Jacke und Bluejeans. „Böse sah das aus.“ Und die Mütter der beiden hätten sich nicht gerührt. „Da ging ich dazwischen, wollte nur helfen.“ Diese Version aber wich deutlich ab von dem, was die Kinder damals zu Protokoll gaben. „Sie sollen ausgeholt haben“, zitierte der Richter. Ilse K. widersprach energisch: „Die Jungs hatten Knüppel, schlugen sich damit.“ Zum Kleineren habe sie gesagt: „Oma zeigt dir das Fechten.“ Flugs erhob sich die Angeklagte und demonstrierte: „Second, Terz, Quart“. Ihr Stock ging hoch und zur Seite: „Das habe ich als Studentin gelernt.“ So will sie es auch dem Jungen gezeigt haben.

Der Richter wollte den Kindern die Aussage ersparen. Ohne Geständnis aber ging das nicht. Nach Aktenlage bestand kein Zweifel, dass Ilse K. den Jungen leicht verletzte. Eine Rötung auf dem Rücken wurde dokumentiert. „Könnte es sein, dass Sie mit dem Stock rumfuchtelten und den Jungen ohne Absicht trafen?“ fragte der Richter. Ilse K. hatte begriffen. „Ja“, gab sie zu und erntete Milde: Verfahren eingestellt, weil sie die Situation falsch einschätzte, weil nicht viel passierte, weil die dreifache Mutter und sechsfache Oma eine unbescholtene Frau ist.

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