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Bis auf die Grundmauern abgebrannt: Die Sporthalle des Klinikums.

© Nandor Hulverscheidt

Update

Abgebrannte Sporthalle in Wittenau: Kein Brandbeschleuniger gefunden

Bei der Analyse der Bodenproben konnte kein Brandbeschleuniger nachgewiesen werden - warum die Turnhalle in Berlin-Reinickendorf brannte ist weiter unklar. Viele Flüchtlinge, die auf dem Gelände leben. haben allerdings Angst.

Nach wie vor ist unklar, warum am Mittwochmittag die Sporthalle auf dem Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik niedergebrannt ist. Die Analyse der Bodenproben ergab keinen Hinweis darauf, dass Brandbeschleuniger benutzt worden war, wie die Polizei Freitagnachmittag mitteilte.

Die Polizei hatte am frühen Donnerstagnachmittag ihre Ermittlungen aufgenommen: Eine Hundertschaft durchsuchte den die Halle umgebenden Wald nach möglichen Spuren, fand aber zunächst keine Hinweise auf die Brandursache. Gegen 14.30 Uhr flog ein Hubschrauber über das Gelände, um Luftaufnahmen der niedergebrannten Halle schießen, von denen sich die Ermittler Erkenntnisse über den Hergang erhoffen.

Ab 16.30 Uhr kamen dann ein Brandmittelspürhund zum Einsatz. Das Tier habe "keine eindeutigen Zeichen" gegeben, wie es im für den Fall des Auffindens von Brandbeschleunigern antrainiert wurde. An einer Stelle habe sich der Hund aber auffällig verhalten, sagte eine Sprecherin vor Ort, dort wurden Proben entnommen, die nun im Labor untersucht wurden. Da es keinen Hinweis auf Brandbeschleuniger gibt, gehen die Ermittlungen nach der genauen Brandursache nun weiter.

Die Ermittlungen hatten erst Donnerstag um die Mittagszeit beginnen können, weil geprüft werden musste, ob durch den Brand Schadstoffe ausgetreten waren. Statiker hatten zudem sicherstellen müssen, dass die frühere Turnhalle betreten werden kann.

Bereits am Mittwochabend hatte die Polizei auf dem Gelände einen Mann in Gewahrsam genommen, der sich auffällig verhalten habe. Nach einer intensiven Befragung wurde er wieder freigelassen. "Es besteht kein dringender Tatverdacht", sagte eine Sprecherin, "wir wissen ja noch nicht einmal, ob es überhaupt Brandstiftung war."

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Unterdessen fand das zwischenzeitlich als verschoben vermeldete Begegnungsfest zwischen Flüchtlingen und Anwohnern am Nachmittag nun doch statt, wenngleich in kleinerem Rahmen als geplant. Das berichtete der Linke-Abgeordnete Hakan via Twitter von vor Ort. Etwa 150 Menschen waren gekommen.

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"Viele haben Angst"

Am Morgen danach schien die Stimmung entspannt. Kinder fahren Fahrrad und spielen auf dem Sportplatz neben der abgebrannten Turnhalle. Auf dem Gelände leben auch 900 Flüchtlinge. Heimleiter Michael Schaeffler erzählt: "Wir haben gestern die Bewohner zusammengerufen und gefragt, ob alles in Ordnung ist. Wir haben den Eindruck, der Alltag ist jetzt zurückgekehrt."

Aber unter den Flüchtlingen ist die Angst groß: Aldijana Januci erzählt: "Diese Nacht konnte ich kein bisschen schlafen." Die 28-jährige Mutter von drei Kindern berichtet: "Viele haben Angst, alle sagen: 'Passt bloß auf eure Kinder auf'." Auch Muharem Hasanovic (33) sagt: "Geschlafen hat kaum jemand, alle machen sich jetzt Sorgen. Viele sprechen davon, dass es Nazis gewesen sein könnten."

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Am Mittwoch um 15.42 Uhr ging die Meldung ein

Die erste Meldung ging um 15.42 Uhr bei der Feuerwehr ein. Eine Sporthalle auf dem Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Berlin-Reinickendorf stehe in Flammen, hieß es. Die Feuerwehr rückte mit vier Löschstaffeln aus, sagte ein Sprecher: Mehr als 100 Leute waren im Einsatz, da die Halle in ganzer Ausdehnung brannte. Menschen waren nach Feuerwehrangaben nicht in Gefahr.

Die Einsatzkräfte ließen die Halle kontrolliert niederbrennen. Am Abend waren immer noch Nachlöscharbeiten erforderlich. Wie die Polizei mitteilte, werde das zerstörte Gebäude voraussichtlich am Donnerstag freigegeben.

Die Halle war abgeschlossen und brannte rasant nieder

Nach Angaben von Einsatzkräften vor Ort sei die Halle abgeschlossen gewesen. Sie berichteten von einem rasanten Brandverlauf, allerdings auch durch den Wind angefacht. Die Halle sei nicht mehr zu retten gewesen. Die Bewohner einer nahe gelegenen Flüchtlingsunterkunft mussten sicherheitshalber zeitweise ihre Wohnungen verlassen, die Anwohner wurden aufgefordert, die Fenster zu schließen, damit sie nicht durch asbesthaltige oder andere Stoffe gefährdet würden.

Von einer Wiese aus beobachteten die Flüchtlinge die Löscharbeiten. Dragan Stanojevic war gerade mit seiner Freundin im Zimmer, als eine Frau hereinstürzte. "Das Heim brennt, alle schnell raus hier", habe sie gerufen, erzählte er, seine drei Kinder um ihn herum. "Draußen haben wir dann sofort die Rauchsäule gesehen." Die Brandanschläge der letzten Tage habe er mit Erschrecken zur Kenntnis genommen. Hoffentlich gebe es diesmal eine andere Ursache.

Dichter Qualm steigt über dem Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Berlin-Reinickendorf auf.
Dichter Qualm steigt über dem Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Berlin-Reinickendorf auf.

© Thomas Schröder

Auch die Polizei eilte am Nachmittag zum Brandort, weil sich auf dem Gelände der Klinik bereits mehrere Flüchtlingsunterkünfte befinden und zunächst Gerüchte kursierten, wonach die brennende Halle als weitere Flüchtlingsunterkunft im Gespräch gewesen sein soll. Eine Sprecherin des Krankenhauskonzerns Vivantes, dem das Gelände der ehemaligen Bonhoeffer-Nervenklinik gehört, bestätigte dies aber nicht. Die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales verneinte ebenfalls, dass die brennende Sporthalle zur Unterbringung von Flüchtlingen geplant sei.

Mario Czaja vermutet technischen Defekt

Die Sporthalle, die von der Betriebssportgruppe von Vivantes genutzt wurde, befindet sich am Rande des Geländes und rund 200 Meter von einer größeren Flüchtlingsunterkunft entfernt. Insgesamt leben auf dem gesamten Gelände in vier Häusern rund 900 Flüchtlinge. Es sei nicht vorgesehen, weitere Flüchtlinge auf dem Gelände unterzubringen, teilte die Sozialverwaltung weiter mit. Geplant sei aber, in der bereits bestehenden Unterkunft zukünftig auch eine Erstregistrierung durch mobile Teams des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) vorzunehmen.

Bewohner des Geländes beobachten die Löscharbeiten auf dem ehemaligen Klinikgelände.
Bewohner des Geländes beobachten die Löscharbeiten auf dem ehemaligen Klinikgelände.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Zur Brandursache könne in den nächsten Stunden keinerlei Angaben gemacht werden, sagte ein Polizeisprecher. "Noch können unsere Brandexperten nicht mit den Ermittlungen beginnen, wir beschränken uns darauf, das Gelände abzusperren." Allerdings ermittle wie immer in solchen Fällen auch der Staatsschutz, da eine politisch motivierte Straftat nicht auszuschließen sei. Sozialsenator Mario Czaja (CDU) hält zwar einen technischen Defekt für wahrscheinlicher, kann aber auch eine andere Ursache nicht ausschließen. Am Abend gab es immer noch kleine Glutnester, Teile der Halle brachen ein.

Flüchtlingskinder spielten in der Halle Fußball

Viele Berliner Politiker veröffentlichten unmittelbar nach Bekanntwerden des Brandes Statements oder eilten zum Brandort wie Innensenator Frank Henkel (CDU), Sozialsenator Mario Czaja (CDU) und Sozialsenatorin Dilek Kolat (SPD).Völlig fassungslos stand Hakan Tas vor der brennenden Halle auf dem Klinikgelände. Der Innenpolitiker der Berliner Linksfraktion engagiert sich seit Jahren für Flüchtlinge in seinem Wahlkreis Reinickendorf. Weil die Flüchtlingskinder ihn gebeten hatten, für sie einen Ort zu suchen, wo sie im Winter Fußball spielen könnten, hatte er einen Nutzungsvertrag mit Vivantes über die Halle abgeschlossen. "Ab September hätten wir dort spielen können", sagt er: "Ich hoffe immer noch, dass es keine Brandstiftung war."

Tas ist nachdenklich. "Als die ersten Flüchtlinge vor zwei Jahren hierher kommen sollten, gab es vor allem von Bezirkspolitikern Widerstand", sagt er: "Aber inzwischen haben sich so viele Willkommensinitiativen und ein so gutes Miteinander entwickelt."

Das bestätigt auch die Vivantes-Sprecherin. In der Flüchtlingsunterkunft, über die es vor zwei Jahren heftigen Streit gegeben hatte, herrsche eine gute Atmosphäre: "Es gibt immer wieder Feiern und Begegnungen mit den Flüchtlingen. So haben wir Weihnachten auch kleine Geschenkpakete übergeben und ein sehr schönes Sommerfest gefeiert."

Schon vor der Initiative von Tas haben Flüchtlingskinder die Halle genutzt. "Wir haben da oft Fußball gespielt", erzählten der zwölfjährige Blenart und der zehnjährige Mujo. Dreimal in der Woche haben Polizisten aus dem Bezirk in ihrer Freizeit mit den Kindern trainiert. Man werde sich der Situation anpassen, erklärte Heimleiter Michael Schaeffer. Neben der Halle verfüge die Anlage auch über einen Außensportplatz.

Hakan Tas: "Aktive NPD-Szene in Reinickendorf"

Allerdings gebe es auch Rechte und eine aktive NPD-Szene in Reinickendorf, sagt Hakan Tas. "Die wissen ja genau, wo die Unterkünfte sind und haben vor einigen Tagen beispielsweise auch Fotos vom Rathaus Wilmersdorf gemacht, wo ebenfalls Flüchtlinge untergebracht wurden." Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass es ein Anschlag war, müssten die feigen Täter die ganze Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. Unabhängig von der Brandursache sei aber die Berliner Politik gefordert, Sicherheitskonzepte für die Flüchtlingsunterkünfte zu entwickeln.

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