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Am Tatort: Ein Jahr nach den Schüssen von Schönfließ: Schweigeminute am Silvesterabend

Ein Jahr nach den Schüssen eines Berliner Polizisten auf den mit Haftbefehl gesuchten Dennis J. in Schönfließ nahe Berlin haben Angehörige und Freunde des Verstorbenen am Silvesterabend am Tatort eine Schweigeminute abgehalten. Die Staatsanwaltschaft will die Ermittlungen in dem Fall im Januar abschließen.

Etwa 30 Menschen, darunter die Mutter und die Schwester des Toten, legten am Donnerstagabend Blumen und Kerzen in der Reihenhaussiedlung nieder, wo Dennis J. in der Silvesternacht 2008 auf seiner Flucht vor der Polizei angeschossen wurde und starb.

Mit Briefen und in Gebeten erinnerten die Anwesenden an den 26-Jährigen. Von der ermittelnden Staatsanwaltschaft Neuruppin forderten sie zudem eine rasche Anklage und Verurteilung der beteiligten Polizisten. Die Gedenkveranstaltung löste sich auf, als ein Großaufgebot der brandenburgischen Polizei anrückte. Anwohner hatten die Beamten gerufen, als Trauernde ein Graffito am Tatort anbrachten. Mehrere Teilnehmer versuchten auch, sich der Überprüfung ihrer Personalien zu entziehen.

Der Fall Dennis J. hatte vor einem Jahr wegen des Vorgehens der Polizei bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Der mehrfach vorbestrafte Intensivtäter war am Abend des 31. Dezember 2008 in der Ortschaft Schönfließ unweit der Berliner Stadtgrenze von drei Berliner Zivilbeamten wegen eines offenen Haftbefehls in seinem Fahrzeug gestellt worden.

Als sich der Gesuchte der Festnahme widersetzte, schoss einer der Polizisten durch die geschlossene Fensterscheibe des Wagens und traf den unbewaffneten Mann in die Brust. Anschließend feuerte der Beamten noch sieben Mal auf das davonrasende Fahrzeug. Tödlich getroffen sackte der 26-Jährige hinterm Steuer zusammen. Den Ermittlungen zufolge war der Schusswaffengebrauch rechtswidrig. Die Neuruppiner Staatsanwaltschaft wird die Ermittlungen voraussichtlich im Januar abschließen. Ob danach Anklage gegen die Beamten wegen Totschlags und Beihilfe zur Strafvereitelung erhoben wird, ist unklar. (ddp)

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