zum Hauptinhalt
Kugelhagel. Zwei Frauen starben beim Anschlag in der Kolberger Straße. Foto: dapd

© dapd

Anklage wegen zweifachen Mordes: Prozess um Weddinger Todesschüsse

Auf offener Straße schoss Mehmet Y. im vergangenen August auf seine Ex-Frau und ihre Familie. Ab Montag steht der 30-Jährige wegen zweifachen Mordes vor Gericht.

Plötzlich stand er neben dem Auto. Seine Exfrau und ihre Familie saßen in dem Wagen. Er hatte ihnen aufgelauert. Bewaffnet. Wortlos eröffnete Mehmet Y. das Feuer. Ein Verbrechen, wie er es nach der Trennung angekündigt haben soll: „Ich bringe euch alle um!“ Im Kugelhagel starben die Mutter und eine Schwester seiner Exfrau. Acht Monate später steht der 25-Jährige ab dem heutigen Montag wegen zweifachen Mordes und Mordversuchs in drei Fällen vor dem Landgericht.

Hinter Panzerglas wird er sitzen, ihm gegenüber auf der Bank der Nebenkläger die Familie, die er zerstört hat. Es wird mit vielen Zuschauern gerechnet und mit starken Emotionen. Die Richter ordneten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen für den Prozess an. In Vernehmungen bei der Polizei hatte der Angeklagte die Schüsse zugegeben – nicht aber die Mordabsicht. Er habe nur mit der Familie reden wollen, sie hätten ihn ignoriert, er habe nur auf das Lenkrad schießen wollen, soll er erklärt haben. Die Anklage geht davon aus, dass er die Familie seiner Exfrau für seine Scheidung verantwortlich machte.

Seine Gewalt war seit Jahren aktenkundig. Anzeigen wegen Bedrohung und Körperverletzung gab es, auch eine Bewährungsstrafe aus dem Jahr 2008 und eine nächste Anklage. Feride C., seine Exfrau, und deren Schwester hatten sich im Jahr 2010 hilfesuchend an die Behörden gewandt. Nach einer gerichtlichen Verfügung hatte sich Y. seiner Exfrau nicht nähern dürfen. Dem Kurden drohte zudem die Abschiebung. Doch die Verfahren zogen sich hin. Am 4. August, drei Monate nach der Scheidung, stand er mit einer Pistole vor dem Haus der Familie C. in der Kolberger Straße in Wedding.

Hätte die Tat verhindert werden können? Es gab Warnzeichen.

Feride C., ihre Mutter, ihr Bruder, ihre Schwester und ihr Schwager wollten bei der Ausländerbehörde Formalitäten für eine bevorstehende Hochzeit klären. Mehmet Y. trat laut Anklage an den ausparkenden Wagen und drückte ab. Er schoss auf den 27-jährigen Bruder, der hinter dem Steuer saß, dann auf die Frauen auf der Rückbank. Die 24-jährige Exfrau blieb unverletzt, weil sich ihre Mutter schützend auf sie geworfen hatte. Die 45-Jährige starb im Kugelhagel. Ferides Schwester Leyla, 22, starb Stunden später in einer Klinik.

Zwölf Schüsse – ging es um Rache, Ehre, Eifersucht? War es Wut über seine gescheiterte Existenz in Deutschland? Mehmet Y. soll in Vernehmungen die Schuld vor allem bei seinem Schwiegervater gesucht haben. Dieser war nach der Trennung zur Polizei gegangen. Er ließ festhalten, dass Y. gewalttätig sei und er auch die Behörden verantwortlich machen werde, wenn der Familie etwas passiere. Nach den Todesschüssen bewachten Polizisten mit Maschinenpistolen das Haus. Vier Tage später wurde Y. gefasst. Er lebt seit 2002 in Deutschland. Feride C. war 18, als sie heiratete. Ab 2007 soll Mehmet Y. zunehmend aggressiv geworden sein. Auch in der U-Haft griff er an, es traf seinen Mitgefangenen Ali T. Der U-Bahn-Schläger wurde vergangene Woche wegen des Todes von Giuseppe Marcone verurteilt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false