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Unbekannte hatten an Gleisen an einer Tunneleinfahrt laut Polizei sieben Brandsätze versteckt, die Einsatzkräfte am Mittag rechtzeitig unschädlich machen konnten.

© Carmen Schucker

Update

Anschlag vereitelt: Sieben Brandsätze beim Berliner Hauptbahnhof gefunden

Die Polizei hat einen Brandanschlag in der Nähe des Berliner Hauptbahnhof verhindert. Die Ermittler prüfen einen Zusammenhang zum Anschlag einer linken Gruppe am Montagmorgen in Brandenburg.

Am Berliner Hauptbahnhof ist am Montag offenbar in letzter Minute ein Brandanschlag verhindert worden. Unbekannte hatten an Gleisen an einer Tunneleinfahrt laut Polizei sieben Brandsätze versteckt, die Einsatzkräfte am Mittag rechtzeitig unschädlich machen konnten. Die Brandsätze hätten ansonsten womöglich Weichen- und Signalkabel zerstört. In dem Fall hätte der Nord-Süd-Verkehr durch den Tunnel eingestellt werden müssen. Wie sich ein Anschlag am Hauptbahnhof genau ausgewirkt hätte, ist unklar. Menschen wären aber nicht gefährdet gewesen, heißt es bei der Bahn.

Nach Informationen des Tagesspiegels fand ein Mitarbeiter, der auf der Fläche nördlich vom Hauptbahnhof arbeitete, in der Nähe eines Trafohäuschens rund 100 Meter vom Tunnel zum Hauptbahnhof entfernt die Brandsätze gesehen und die Bundespolizei alarmiert. Die Bahn führte das Entdecken auf zusätzliche Kontrollen zurück. Die Brandsätze konnten von Kriminaltechnikern kurz darauf entschärft werden.

"Die Gegenstände ähnelten verdächtig denen, die heute früh bei dem Anschlag auf die Bahnstrecke Berlin-Hamburg gefunden worden waren", sagte eine Sprecherin der Bundespolizei. Man gehe von einer politisch motivierten Tat aus. Es wurden mehrere Behälter mit einer bisher unbekannten Substanz sichergestellt. Eine Spur von den Tätern fehlt der Polizei derzeit noch.

Auch ohne das Zünden der Brandsätze war der Verkehr zwischen dem Hauptbahnhof und Gesundbrunnen rund eineinhalb Stunden unterbrochen. Fernzüge fuhren über die Ost-West-Strecke zum Hauptbahnhof und konnten so weiter im Hauptbahnhof halten; Regionalzüge wurden zu anderen Bahnhöfen umgeleitet. Der Hauptbahnhof musste jedoch nicht gesperrt werden. Reisende sind nach wie vor normal auf dem Bahnhof und den Bahnsteigen unterwegs. Der Zugverkehr auf der Nord-Süd-Route musste von 11.42 bis 13.13 Uhr unterbrochen werden. ICEs sowie die Regionalbahnen wurden über die Stadtbahn, RE 3 und 5 über Schönefeld umgeleitet. Mittlerweile ist aber nicht mehr nur die Strecke Berlin-Hamburg von Verspätungen betroffen, der der Anschlag auf einen Kabelschacht zwischen den Bahnhöfen Brieselang und Finkenkrug am Morgen gegolten hatte. Auch auf anderen Strecken kommt es momentan zu Verspätungen von bis zu 45 Minuten, sowohl von als auch nach Berlin.

Durchsagen im Hauptbahnhof informieren die Reisenden im Moment über "Sabotage" und notwendige "polizeiliche Ermittlungen". Dass im Hauptbahnhof selbst ein Anschlag vereitelt wurde, hat sich unter vielen Passagieren auch bereits herumgesprochen.

Ein Reisender Richtung Frankfurt am Main war zunächst vor allem über die Informationspolitik der Bahn verärgert, weil er am Bahnhof Gesundbrunnen warten mussten, ohne dass es Durchsagen gegeben hätte, warum es zu Verzögerungen komme und wie lange diese anhalten. Die Fundstelle wird derzeit aber polizeilich untersucht. Der Staatsschutz des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen übernommen. Es werde ein Zusammenhang mit dem Anschlag auf der Gleisstrecke Berlin-Hamburg heute früh geprüft, hieß es.

Anschläge auf Kabelanlagen der Bahn mit erheblichen Auswirkungen auf den Zugverkehr hat es in letzter Zeit mehrfach in Berlin gegeben. Im November 2010 wurde nach einem Anschlag auch die Telefonverbindung zur Konzernspitze im Bahntower am Potsdamer Platz unterbrochen. Ende Mai hatte eine Attacke auf eine sogenannte Kabelbrücke am Ostkreuz den Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr mehrere Tage stark behindert. Seither lässt die Bahn ihre empfindlichen Anlagen verstärkt überwachen.

(mit dpa)

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