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Ausbrecherkönig wieder in Haft: Sitzen, Laufen, Sitzen

Gefängniszellen kennt er wie kaum ein anderer - nun sitzt Eckehard "Ekke" Lehmann seit Mittwoch wieder in einer. Der in den siebziger Jahren als "Ausbrecherkönig" bekannt gewordene 65-Jährige wurde abermals verhaftet.

Für die nächsten Monate muss sich Eckehard „Ekke“ Lehmann an eine neue Unterkunft gewöhnen – sie dürfte ihm bekannt vorkommen: Der 65-Jährige, der in den siebziger Jahren als krimineller „Ausbrecherkönig“ zweifelhaften Ruhm erlangt und es mit seinen elf Fluchten aus Gefängnissen sogar ins Guiness-Buch der Rekorde geschafft hatte, sitzt seit Mittwoch wieder in Untersuchungshaft. Fahnder des Landeskriminalamtes haben Lehmann am späten Mittwochnachmittag vor seiner Wohnung in Wedding festgenommen. Gegen ihn lag ein Haftbefehl wegen Körperverletzung mit Todesfolge vor: Ekke Lehmann steht in Verdacht, am 31. Mai im „Trinkerkäfig“ – einem Platz in der Schulstraße in Wedding – einen Mann niedergeschlagen zu haben. Das Opfer starb noch in der Nacht darauf an den schweren Verletzungen. „Die Ermittlungen zu dem Fall haben gedauert. Dann wurde ein Haftbefehl gegen den 65-Jährigen ausgestellt“, bestätigt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. In den vergangenen Jahren war es ruhig geworden um den Mann, der sich bei seinen Mitgefangenen einen Ruf als lebende Legende erworben und wegen seiner vielen Fluchten beinahe einen Justizsenator gestürzt hatte. Mehr als ein Vierteljahrhundert saß er hinter Gittern. 2007 war Lehmann zuletzt zu einer achtmonatigen Haftstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden. Die Strafe verbüßte er auch – offenbar ohne jegliche Fluchttendenzen. Das war in der Vergangenheit anders: Er narrte Polizei und Justiz und nutzte mit viel Ideenreichtum immer wieder Gelegenheiten, um zu türmen. Mal war es die Ausführung zum Kirchgang, die sich ihm zur Flucht bot, mal entkam er nach einem Prozess noch im Gericht durch einen Luftschacht. Doch auch seinen angeblichen Witz und Charme und seine dadurch anziehende Wirkung bei etlichen Frauen machte er sich zum Vorteil: So ging er im Knast eine Liebschaft mit einer Sozialarbeiterin ein, die ihn aus der JVA-Tegel zum Kurzurlaub abholte und mit ihm nach Schweden verschwand. Zurück im Gefängnis, heiratete er jedoch eine andere. Auch eine Polizistin war dem „Womanizer“ – der unter anderem wegen Vergewaltigung, Körperverletzung oder Raubes verurteilt worden war – offenbar so verfallen, dass sie ihren Job aufs Spiel setzte, ihn 1989 im Knast mit viel Medienrummel heiratete und am Ende sogar nach Dänemark und Polen mit ihm durchbrannte. Auch diese Ehe ging nicht gut. Doch offenbar brachte die Frau ihn dazu, sich – das bis dahin einzige Mal – selbst zu stellen. Diese und andere haarsträubende Geschichten aus dem Leben des „Ausbrecherkönigs“ hat sein langjähriger Freund Lothar Berg aufgeschrieben und vor mehr als zehn Jahren als Buch („Ohne Kompromiss“) veröffentlicht. Schauspieler Ben Becker war von der realen Figur Ekke Lehmann so begeistert, dass er 2001 auf der Bühne des Hebbel-Theaters Auszüge aus dem Buch vorlas – in Häftlingskleidung.

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