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Polizei & Justiz: Autonome aus Rostock zurück: Nacht der Gewalt in Berlin

Bei Straßenblockaden flogen Flaschen und Steine. Später brannten acht Autos und vor dem Bundeskriminalamt wurden Reifen angezündet

Nach dem Ende des G-8-Gipfels in Heiligendamm am Freitag krachte es in der Nacht in Berlin. 1000 Polizisten waren am späten Abend im Einsatz, um Straßenblockaden und eine illegale Demonstration in Mitte aufzulösen. Am Hackeschen Markt und am Rosenthaler Platz hatten sich nach Polizeiangaben bis zu 600 Autonome versammelt. Es flogen Flaschen und einige Steine auf Polizisten. Bei den Auseinandersetzungen wurde eine Beamtin durch einen Steinwurf verletzt, sechs Personen wurden festgenommen.

In der Nacht gab es dann eine regelrechte Welle von Zerstörungen in mehreren Bezirken. Acht Autos gingen in Flammen auf, eine große Zahl weiterer Pkw wurde beschädigt. Gegen 1 Uhr entzündete eine 16-köpfige Gruppe an der Bouchéstraße in Treptow Stapel von Autoreifen. Ein privater Sicherheitsdienst hatte die Täter beobachtet, die offenbar das Bundeskriminalamt (BKA) im Visier hatten. Denn auf der anderen Straßenseite befindet sich seit 2005 das Terrorabwehrzentrum von BKA und Bundesnachrichtendienst. Wenig später beobachteten Anwohner eine etwa vierköpfige Gruppe, die das Arbeitsamt in der Sonnenallee in Neukölln mit Pflastersteinen bewarf. Von diesen Randalierern wurde niemand festgenommen, der für politische Delikte zuständige Staatsschutz der Polizei hat die Ermittlungen übernommen.

Die Idee, in Berlin zu demonstrieren, war erst am Freitag in Rostock bei einem Treffen eines „internationalen anarchistischen Plenums“ in einem Anti-G-8-Camp entstanden. Im Internet kursierten anschließend Aufrufe an die Demonstranten, sich im Zuge eines sogenannten „Plan B“ von Heiligendamm „in das Zentrum der Macht“ zu bewegen. Auch die Polizei hatte nur aus dem Internet erfahren, dass der Hackesche Markt „besetzt“ werden sollte. Rund um den Rosenthaler Platz wurden nach der illegalen Demo mehrere Autos beschädigt. Ein Augenzeuge berichtete, dass gegen 22.30 Uhr etwa 15 schwarz Vermummte durch die Alte Schönhauser Straße rannten und dabei die Scheiben eines Szenefriseurs einschlugen sowie Baustellenabsperrungen auf Autos warfen. „In einem Mittelklassewagen steckte ein Verkehrsschild in der Heckscheibe“, sagte ein Zeuge. In der Prenzlauer Allee gingen sämtliche Scheiben einer Bankfiliale zu Bruch.

Im März hatte die Serie der Brandanschläge begonnen, die die Polizei den G-8-Gegnern zuschreibt. Seither wurden etwa 70 Fahrzeuge angezündet. Experten der Polizei erwarten, dass diese Anschläge auch in den nächsten Tagen weitergehen. Denn der kommende Dienstag ist von der linken Szene als „Köpi-Aktionstag“ ausgerufen worden. „Macht Aktionen in eurer Stadt!“, heißt es dazu im Internet. Wie berichtet, ist das Wohn- und Kulturzentrum in der Köpenicker Straße 137 – eines der wichtigsten Symbole der linken Szene – im Mai an einen Investor versteigert worden. Am kommenden Sonnabend ist eine Solidaritätsdemo mit 4000 Teilnehmern vom Adenauerplatz über den Kurfürstendamm bis zur Potsdamer Straße angemeldet – für die Polizei der nächste Großeinsatz.

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