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Ausgebranntes Auto

© dpa

Autozündler: Seit Festnahme brennt kaum noch ein Auto

Mitte Juni wurde Detlef M. in Moabit verhaftet, seitdem ist die Welle der Brandstiftungen verebbt. In der linken Szene wächst die Wut auf Zündler.

Die Welle der Brandstiftungen ist so schnell abgeebbt, wie sie Anfang Mai begonnen hatte. In der zweiten Junihälfte wurden nur noch neun Fahrzeuge aus mutmaßlich politischen Motiven angesteckt. In den sechs Wochen davor hatten mehr als 80 Autos gebrannt, teilweise waren es in einer Nacht ein halbes Dutzend oder mehr. Ermittler sehen einen Zusammenhang mit der Inhaftierung des mutmaßlichen Brandstifters Detlef M. Mitte Juni. „Unsere Maßnahmen zeigen Wirkung“, sagte die amtierende Polizeipräsidentin Margarete Koppers in der letzten Sitzung des Innenausschusses vor der Sommerpause.

Die hohe Zahl der Taten in diesem Jahr beruht zu einem großen Teil auf einigen Nächten, in denen im Halbstundentakt Autos brannten. Wie berichtet waren viele von ihnen in Ortsteilen wie Moabit oder Westend geparkt, in denen Brandstiftungen an Autos bis dahin nicht vorkamen. So hatten in der Nacht zum 8. Juni sieben Fahrzeuge gebrannt, in der Nacht zum 10. Juni sogar acht.

Am frühen Morgen des 10. Juni war Detlef M. festgenommen worden, und zwar in Moabit. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) formulierte später, es sei schon „faszinierend“, dass die Serie der Brandstiftungen nach der Festnahme von M. und einem Mittäter „schlagartig abgebrochen“ sei. Von einem Polizeihubschrauber aus wurden die beiden als Tatverdächtige ausgemacht, anschließend fanden die Beamten bei dem 43-Jährigen Grillanzünder. Später durchsuchten sie ein linkes Wohnprojekt, in dem M. gemeldet war. Dabei sollen Beweise gefunden worden sein, die sich auf eine Tat am 16. Mai in der Karl-Marx-Allee beziehen.

Die linke Szene hat sich unterdessen mit „dem Freund und Genossen Det“ solidarisiert . „Anarcho-autonomer Genosse in U-Haft“, heißt es auf einer Internetseite. Die Freunde und Sympathisanten haben ein Spendenkonto eingerichtet und verbreiten auf zahlreichen Webseiten die Anschrift der JVA Moabit, „weil sich Det über Briefe und Postkarten freut“. Für den 24. Juni wurde ein erster Demonstrationszug zum Gefängnis organisiert, an dem rund hundert Menschen teilnahmen. „Es trifft in erster Linie Konzern-PKWs und Luxuskarossen“, wird auf der „Det“-Internetseite behauptet. Nach Polizeiangaben traf es hingegen häufig Mittelklassewagen. Von den 101 bis heute angezündeten Fahrzeugen sind demnach nur 23 „hochwertig“, sie haben also einen Zeitwert von mehr als 30 000 Euro.

Auf linken Internetseiten wächst inzwischen aber auch die Wut auf Zündler, weil sie nicht einmal vor Kleinwagen halt machen. „Ein Großteil der Bevölkerung in Berlin flucht mittlerweile auf die Linke, weil angebliche Linke den Normalos ihre Kleinwagen anzünden“, heißt es bei „indymedia“, dem Zentralorgan der Linken im Internet. Angeheizt wurde die szeneinterne Kritik vor allem durch das Geständnis des 28-jährigen Kreuzbergers Thomas K. Im Prozess gegen ihn hatte er im März zugegeben, unter Alkoholeinfluss einen VW Golf im Wert von 3000 Euro angezündet zu haben – also genau das Gegenteil einer vermeintlichen Nobelkarosse. „Leute die besoffen Kleinwagen abfackeln brauch' ich nicht“, hieß es auf einer linken Seite beispielhaft. Und: „Warum hat man von mir Solidarität für diesen Spinner gefordert?“ Die Unterstützergruppe „freiheitfuerthomas“ hatte denn auch große Schwierigkeiten zu argumentieren. Ein Linker kommentierte, bei der Hilfe handele es sich um „idiotische Solidarität mit Idioten“.

Unterdessen hat das  Kammergericht die Urteile gegen drei Mitglieder der „militanten gruppe“ bestätigt. Sie waren im Jahr 2009 wegen eines Brandanschlags auf Lastwagen der Bundeswehr zu Haftstrafen von drei bis dreieinhalb Jahren verurteilt worden. Die Revision wurde nun abgewiesen.

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