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Die Polizei war von den Krawallen vor dem Spiel völlig überrascht.

© Fabian Fuchs dpa

Update

Bericht im Berliner Innenausschuss: Kommunikationspanne in der Polizei bei Hooligan-Krawall

Eine Kommunikationspanne innerhalb der Polizei führte dazu, dass bei dem Hooligan-Krawall Ende Februar 65 Frankfurter Fans schnell wieder frei gelassen wurden.

Das berichtete die Einsatzleiterin der Polizei, Anja Röder, am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Ende Februar waren nach einer Massenschlägerei zwischen Hooligans von Eintracht Frankfurt und Hertha BSC in den Straßen von Moabit 98 Fans, davon 65 Frankfurter, festgenommen worden. In der Vergangenheit waren in ähnlichen Fällen die Hooligans bis nach Spielschluss festgesetzt worden, um weitere Auseinandersetzungen zu verhindern. Doch am 25. Februar kamen die Frankfurter Fans noch vor Spielbeginn wieder frei - und durften dann unter Polizeibewachung ausgerechnet in einer Hertha-Kneipe am Olympiastadion sich das Spiel im Fernsehen ansehen. Die Freilassung erfolgte durch ein Missverständnis, wie Röder am Montag sagte. Demnach habe ein Beamter bei der Justiz wegen eines Anschlussgewahrsam nachgefragt. Der Richter habe dem zugestimmt, aber auf einer Einzelvorführung bestanden. "Bei mir kam das anders an", sagte Röder nun den Abgeordneten - und zwar mit dem Tenor, der Richter lehne ein Anschlussgewahrsam ab. "Dabei wollten wir ein Anschlussgewahrsam", sagte Röder.

Die Freilassung war heftig kritisiert und anschließend polizeiintern ausgewertet worden. „Da sind noch Fragen offen“, hatte Polizeipräsident Klaus Kandt bereits wenige Tage nach dem Krawall dem Tagesspiegel gesagt. Die Aufklärung wurde nun neun Monate später publik - rechtzeitig vor dem nächsten Heimspiel der Hertha gegen Frankfurt am 3. Dezember.

Massenschlägerei in Moabit

Vor dem Bundesligaspiel Ende Februar hatten etwa 200 Hooligans von Eintracht Frankfurt einen Treffpunkt von Hertha-Fans in Moabit angegriffen, 50 Herthaner prügelten sich minutenlang auf der Beusselstraße mit den Frankfurtern. Dabei wurden Steine und Flaschen geworfen und Holzlatten und Eisenstangen als Waffen eingesetzt. Die Polizei hatte die Frankfurter Gruppe nicht begleitet und war von dem Krawall völlig überrascht worden. Als die ersten Funkstreifen dann eintrafen, griffen die Hooligans beider Vereine gemeinsam die Beamten an. Die zogen in ihrer Not die Dienstwaffe "und nahmen die entschlossene Schießhaltung" ein.

In der Sitzung nannte Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Montag Zahlen aus der vergangenen Spielzeit. Von 181 von der Polizei gesicherten Fußballspielen der Saison 2016/2017 seien 147 völlig oder weitgehend störungsfrei verlaufen. Bei 34 Spielen habe es "nennenswerte Vorkommnisse" gegeben. 79 Menschen wurden dabei verletzt, darunter 27 Einsatzkräfte. „Das ist der niedrigste Wert seit der Saison 2013/2014, die Zahl hat sich halbiert“, sagte Geisel. Allerdings seien die Fans nicht friedlicher geworden, Ursache des Rückgangs sei der starke Polizeipräsenz bei Spielen gewesen. In der vergangenen Spielzeit kamen 17.500 Polizisten bei Sportveranstaltungen auf über 116.000 Einsatzstunden - sechs Prozent mehr als in der Vorsaison.

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