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Die Bewohner der Gerhart-Hauptmann-Schule sollen das Gebäude am Freitag verlassen und in ein Hostel umziehen - sie wollen aber nicht.

© dpa/picture alliance

Berlin-Kreuzberg: Flüchtlinge bleiben in besetzter Schule

In der Ohlauer Straße war es am Freitagvormittag ruhig, die Bewohner wollen weiter in der Gerhart-Hauptmann-Schule bleiben. Obwohl mindestens einer der Flüchtlinge sich den Hostelgutschein abgeholt haben soll.

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An der Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg herrscht am Freitagvormittag um 9 Uhr alles andere als Aufbruchstimmung. Die Müllabfuhr dreht ihre Runde durch die Ohlauer Straße, an der Haltestelle vor der Schule warten Anwohner auf ihren Bus. Direkt gegenüber der Schule werden neue Gehwegplatten verlegt. Die Polizei ist nicht zu sehen, genauso wenig wie die Unterstützer der Flüchtlinge.

Ginge es nach dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, müssten die restlichen 45 Bewohner - 30 Flüchtlinge, 15 Unterstützer - die Gerhart-Hauptmann-Schule im Laufe des Tages verlassen. Das Bezirksamt gibt Hostelgutscheine an jene aus, die aus der Schule ausziehen. Die Gutscheine gelten für einen Hostelaufenthalt von vier Wochen und liegen - ein Schild am Eingangstor weist darauf hin - am Freitagvormittag zwischen 9 und 12 Uhr in der Yorckstraße zur Abholung bereit. So hätten die Flüchtlinge noch einmal einen Monat Zeit, bevor sie Berlin verlassen müssten.

Es sei schlichtweg inakzeptabel, sagt ein Bewohner. Er hat gerade die provisorische Sicherheitsschleuse am Haupteingang passiert. "Nach den vier Wochen sitzen wir doch wieder auf der Straße", sagt er. In der letzten Nacht habe er wenig geschlafen, bei jedem Geräusch sei er aufgeschreckt. Die Bewohner hätten sich längst auf einen Polizeieinsatz vorbereitet, niemand wolle freiwillig gehen. Falls die Polizei räumen wolle, könne man den Eingangsbereich zur Schule in wenigen Minuten verrammeln, sagt er.

Einer holte sich den Gutschein

Zwar hat es lange den Anschein, als ob das Angebot des Bezirks von allen Flüchtlingen ignoriert wird - doch mindestens einer soll sich dann doch einen Gutschein abgeholt haben. Das teilt jedenfalls der Sprecher des Bezirksamts, Sascha Langenbach, am Freitag kurz nach 13 Uhr mit. Mehr wolle und könne er vorerst nicht sagen.

Noch hat die Polizei kein Amtshilfeersuchen

Räumung der Gerhart-Hauptmann-Schule steht schon seit langem im Raum, nach langem Hin und Her konnte sich das Bezirksamt dazu durchringen, notfalls ein Amtshilfeersuchen an die Polizei zu stellen. Am Donnerstag hatte Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann angekündigt, dass mit einer Räumung weder am heutigen Freitag noch am Samstag zu rechnen sei - allerdings werde man auch nicht mehr Monate damit warten. "Das können wir schon allein aus finanziellen Gründen nicht", sagte Herrmann dem Tagesspiegel: "Dabei geht es nicht nur um die Kosten des Wachschutzes für die Gerhart-Hauptmann-Schule. Die meisten der etwa 45 Bewohner haben ja in Berlin keinerlei Anspruch auf Leistungen." Noch setze der Bezirk aber darauf, dass die Flüchtlinge die Schule verlassen.

Bei der Polizei liegt nach Aussagen eines Sprechers noch kein Amtshilfeersuchen des Bezirks vor.

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