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Polizeieinsatz vor der Charité in Mitte.

© Doris Spiekermann-Klaas

Update

Berlin-Mitte: "Kai vom Kran" gibt nach 13 Stunden auf

13 Stunden hatte sich ein Mann in Mitte auf dem höchsten Baukran Berlins verschanzt. Freitagmittag gab er auf und stieg herab. Die Polizei kennt den Mann - denn "Kai vom Kran" hat so etwas schon öfter gemacht.

Spezialisten des Spezialeinsatzkommandos begleiteten den 39-Jährigen die Leitern herab bis zum Boden. Der Abstieg aus 125 Metern Höhe dauerte mehrere Minuten. Am Boden wurde er zunächst von einem Arzt untersucht. Die Nacht über hatte Kai Q. auf dem Kran an der Luisenstraße in Mitte ausgeharrt. Der 39-Jährige rief gegen 23.15 Uhr von seinem Mobiltelefon die Polizei an und berichtete, dass er auf den Kran gestiegen sei. Zudem berichtete er, dass er bewaffnet sei. Nach seiner Festnahme wurden bei ihm zwei Schreckschusswaffen und zwei Handgranatenattrappen gefunden - aber keine scharfen Waffen. Ihn erwarten Strafanzeigen wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz, Hausfriedensbruch und möglicherweise wegen Bedrohung.

Laut Polizei waren während der 13-stündigen Aktion 100 Polizisten vor Ort. Speziell geschulte Beamte hatten noch in der Nacht Kontakt mit dem Mann aufgenommen. Spezialisten des SEK waren die ganze Zeit über am höchsten Kran Berlins. Laut einem Charité-Techniker ist der Kran 125 Meter hoch.

Der Mann forderte, mit vier Personen aus seinem privaten Umfeld zu sprechen, darunter dem Vernehmen nach seinen Arzt und seine Psychologin. Über seine Motive ist derzeit noch nichts bekannt. Am Freitagmorgen sickerte allerdings aus Polizeikreisen durch, um wen es sich handelt: Kai Q. hatte schon mehrmals deutschlandweit mit ähnlichen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht - als "Kai vom Kran".

Kai Q., ein mehrfach vorbestrafter Mann, unter anderem wegen Einbruchs und Diebstahls, hielt die Polizei schon öfter in Atem. Oft drohte er damit, sich umzubringen und brachte mit spektakulären Aktionen auch andere in Gefahr.

Kai sitzt auf dem aktuell höchsten Baukran Berlins.
Kai sitzt auf dem aktuell höchsten Baukran Berlins.

© Doris Spiekermann-Klaas

Im Sommer 2002 hielt er die Polizei in Dresden stundenlang in Atem, als er nach einem gescheiterten Diebstahl eine Pistole aus dem Rucksack zog. Im Sommer 2006 löste er in Neuruppin einen SEK-Einsatz aus, auch dort war er auf einen Kran gestiegen. Kurz darauf musste er auch am Berliner Schlossplatz mit einer großen Polizeiaktion von einem Kran geholt werden. Im "Berliner Kurier" gab Kai Q. hinterher Liebeskummer als Motiv an. Zudem berichtete er von mehreren gescheiterten Suizidversuchen.

Die Luisenstraße war die ganze Zeit gesperrt. An der Hochhaus-Baustelle der Charité saß der Mann überwiegend in der Kabine des Krans mit der Nummer 2, zeitweise war der Mann aber auch auf dem Ausleger herumgelaufen. Der Kran steht auf dem Gelände der Großbaustelle, wie er den Bauzaun überwand, ist unklar. Polizei und Sicherheitsdienst der Charité ließen nur Studenten und Mitarbeiter durch, die zu ihren medizinischen Instituten laufen wollen. Die Totalsperrung der Straße und der Umgebung sollte die Situation beruhigen, hieß es. Auch die Grundschule Neues Tor in der Hannoverschen Straße blieb am Freitag geschlossen. Es wäre ungünstig für die Verhandlungen mit dem Mann, wenn ständige Passanten nach oben sehen würden, Autos hupen und Kinder schreien würden, hieß es weiter. Der Zugang zur Rettungsstelle der Charité war über die Invalidenstraße frei zugänglich.

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