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Berliner Gefängnisse: Tod in der Zelle

Im vergangenen Jahr starben in Berlin 15 Männer in den Gefängnissen. Sechs der Häftlinge haben sich erhängt. Die Zahl der Selbstmorde während der Untersuchungshaft ging deutlich zurück.

Insgesamt 15 Männer sind im vergangenen Jahr in den Berliner Gefängnissen gestorben. Neun von ihnen erlagen einem natürlichen Tod, sechs erhängten sich. Damit liegt die Zahl der Todesfälle auf weiterhin hohem Niveau, die Zahl der Suizide ging zurück. 2006 waren nach Angaben der Justizverwaltung 10 der 17 Todesfälle Selbstmorde.

Auch in der Untersuchungshaft ist die Zahl der Suizide deutlich zurückgegangen: Hatten sich 2006 noch acht Männer in Moabit das Leben genommen, gab es im abgelaufenen Jahr nur noch einen Selbstmord. In den vergangenen Jahren wurden die meisten Suizide in der U-Haft gezählt – weil viele Gefangene den „Haftschock“ nicht verkraften konnten. Die Justiz hatte deshalb angekündigt, die frisch aufgenommenen Gefangenen intensiver zu befragen, um eine Suizidgefährdung zu erkennen. Dass sich vier der sechs Suizide im Jahr 2007 in Tegel ereigneten, hat nach Einschätzung von Gefangenen mit der Überbelegung und der daraus resultierenden schlechten Stimmung in Deutschlands größtem Gefängnis zu tun. Erstmals seit 2005 hat sich ein Insasse der Jugendstrafanstalt selbst getötet: Der 20 Jahre alte Pole Robert B. hatte sich am vorletzten Tag des Jahres in einem WC des Haftkrankenhauses erhängt. Zudem gab es 2007 in den Berliner Gefängnissen 25 Suizidversuche.

Wie berichtet, meldet die Justiz Todesfälle hinter Gittern seit Ende 2006 nicht mehr der Öffentlichkeit. Trotz heftiger Kritik hatte Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) an ihrer Weisung festgehalten. Opposition und Gefangene hatten argumentiert, dass die Öffentlichkeit ein Recht darauf habe, Einzelheiten zu den Haftproblemen zu erfahren. Suizide gelten als Indikator dafür, „wo in Gefängnissen etwas falsch läuft“, wie es beispielsweise der CDU-Rechtsexperte Sven Rissmann formuliert hatte.

Neuigkeiten geraten seitdem oft nur durch Telefonanrufe aus dem Gefängnis nach draußen: Wie beispielsweise die Nachricht vom Tod eines Strafgefangenen, der Anfang Januar auf der Intensivstation an akutem Leberversagen starb. Mike John Mc C. aus Spandau galt seit vielen Jahren als schwerer Alkoholiker. Am 20. Dezember war der 41-Jährige in Moabit umgekippt und ins Koma gefallen. Auf Anfrage teilte die Justiz mit, dass es keine Hinweise auf Alkoholmissbrauch bei Mc C. gebe.

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