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Die JVA in Berlin-Tegel.

© dpa/picture-alliance

Update

Berliner Justiz: 21-Jähriger begeht Suizid in der JVA Tegel

Zum vierten Mal seit Jahresbeginn hat sich ein Häftling in Berlin selbst getötet. Selbst Mitgefangene kritisieren die Haftbedingungen des verstorbenen 21-Jährigen.

Erneut hat sich ein Gefangener selbst getötet. Der 21-jährige Nico B. wurde Dienstagfrüh tot in der Tegeler Justizvollzugsanstalt gefunden. Er hatte sich erhängt. Wie üblich ermittelt die Polizei. Dem Vernehmen nach hinterließ der Gefangene einen Abschiedsbrief, in dem er Beziehungsprobleme als Motiv nannte. Er verbüßte eine Jugendstrafe und wäre in elf Monaten entlassen worden. Er saß in Haus 2, das wegen der baulichen und personellen Zustände zuletzt massiv kritisiert worden ist. B. war 2016 zu zwei Jahren Jugendstrafe wegen Körperverletzung verurteilt worden.

Auch Mitgefangene kritisierten, dass ein derart junger Mann in das härteste Haus in Tegel verlegt worden ist, in dem sonst Lebenslängliche, Drogensüchtige und „schwierige“ Gefangene untergebracht sind. Andere können ihre Strafe bis zum Alter von 24 in der Jugendstrafanstalt absitzen.

Die Gefangenengewerkschaft GG/BO teilte am Mittwoch mit, dass der 21-Jährige an den Osterfeiertagen wie alle in Haus 2 bereits um 16 Uhr bis zum nächsten Morgen weggesperrt worden sei. „In dieser Dimension ist das noch nicht vorgekommen“, sagte Oliver Rast von der GG/BO. Zudem seien aus Personalmangel am Osterwochenende alle Sportangebote abgesagt worden. „Wir fordern, das abbruchreife Haus 2 der JVA Tegel zu schließen“, sagte Rast. Die Gewerkschaft kündigte am Dienstag eine Demo vor der JVA Tegel an, um „gegen die desolate Haftsituation und die schikanöse Behandlung“ zu protestieren. In diesem Jahr gab es in Berliner Gefängnissen bereits vier Suizide. 2016 waren es sieben, 2015 zwei.

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