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Gegen den Beamten läuft nun ein Disziplinarverfahren (Symbolbild).

© Rainer Jensen/dpa

Berliner Polizeischüler in Porno: Grünen-Abgeordnete kritisiert "versteiften Umgang" mit Sex

Er war schon in der Ausbildung zum Polizisten, als er in einem Sexfilm mitspielte. Das geht zu weit, findet nicht nur sein Arbeitgeber. Eine Grünen-Politikerin sieht das anders.

Von
  • Sandra Dassler
  • Laura Hofmann

Darf ein Polizist in einem Pornofilm mitspielen? Nein, sagen Polizei und Beamtenbund: Das ginge zu weit – sogar im sonst so liberalen Berlin. Sie reagieren damit auf Pressemeldungen, wonach ein Schüler der Berliner Polizeiakademie als Darsteller in einem elfminütigen Sexfilm auftaucht, der 2015 auf DVD veröffentlicht wurde und inzwischen auch im Internet angeschaut werden kann.

Ansehen des Beamtentums geschadet

Irgendwie muss der Streifen auch den Ausbildern des jungen Mannes bekannt geworden sein, die das offenbar nicht besonders sexy fanden. „Eine derartige Tätigkeit ist mit der Berufswahl unvereinbar“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag dem Tagesspiegel. Und bestätigte, dass ein Auszubildender in der Vergangenheit in einem entsprechenden Film mitgewirkt habe: „Es wird natürlich geprüft, ob er damit dem Ansehen des Berufsbeamtentums geschadet hat.“

Nebentätigkeit muss genehmigt werden

Außerdem habe der junge Mann für den Film möglicherweise auch Geld erhalten, sagte der Sprecher. „Das wäre rein rechtlich gesehen eine entgeltliche Nebentätigkeit und die muss natürlich genehmigt werden.“ Man würde derzeit intern prüfen, ob der Polizeischüler einen Antrag auf eines solche Genehmigung gestellt habe. Allerdings könne sich niemand vorstellen, dass ein solcher Antrag genehmigt worden wäre – auch wenn die Mitwirkung in Sexfilmen an sich keine strafbare Handlung sei. Jedenfalls nicht, wenn die Darsteller volljährig und zu nichts gezwungen worden seien.

Kritik auch von der Gewerkschaft

Frank Becker, der Vorsitzende des Beamtenbunds Berlin, findet den Dreh des angehenden Polizisten ebenfalls bedenklich. Im Beamtengesetz fände sich der schöne Satz, das Verhalten von Beamten müsse „der Achtung und dem Vertrauen gerecht werden, die ihr Beruf erfordert“, sagt er. „Schließlich vertreten Polizisten auch unseren Staat. Und wer soll einen Beamten noch ernst nehmen, wenn er in einem solchen Film mitgespielt hat?“

So sieht es auch die Gewerkschaft GdP. „Das wirft kein gutes Licht auf die Polizei“, sagte ein Sprecher. Man müsse nun prüfen und entscheiden, welche Konsequenzen für den jungen Mann angemessen seien.

"Er steht beruflich wie privat für Verkehrssicherheit"

Am Sonntag stieg dann auch die Politik in die Diskussion ein. June Tomiak (19), die für die Grünen im Abgeordnetenhaus sitzt, teilte in einer Pressemitteilung mit: „Dieser versteifte Umgang mit der Thematik ist im Jahre 2017 überholt“. Außerdem habe der Polizist Safer Sex betrieben, daraus schlussfolgert Tomiak: "Er steht beruflich wie privat für Verkehrssicherheit." Weiter schreibt sie: „Aufgrund eines 3 Jahre alten pornographischen Filmes (…) potentiell die berufliche Zukunft eines jungen Menschen zu zerstören, entzieht sich meinem Verständnis."

Tomiak hat am Samstag eine parlamentarische Anfrage zu diesem Sachverhalt eingereicht: „Bewertet der Senat eine Teilnahme als Darsteller*in in einem pornographischen Film zum Zeitpunkt der Beschäftigung als Polizist*in/Beamte*r als ein Merkmal charakterlicher Nicht-Eignung für den Polizeidienst oder generell das Beamtenverhältnis, auch wenn diese in der Vergangenheit liegt?“, fragt sie darin. Eine Antwort des Senats steht noch aus.

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