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Bestechungsverdacht: Rockerspitzel bei der Polizei enttarnt

Der verdächtige Polizist soll den Rockerclub Hells Angels vor bevorstehenden Razzien gewarnt haben. Sein Komplize im Motorradklub sitzt bereits in Haft.

Schon lange kursierte in Sicherheitskreisen das Gerücht, dass die Rockerszene einen Spitzel bei der Polizei unterhält, der sie gezielt vor Razzien warnt. Zu oft gab es Durchsuchungen, bei denen die Rocker gut vorbereitet schienen und kaum verwertbare Beweise oder größere Drogenmengen gefunden wurden.

Am Donnerstag in den frühen Morgenstunden schlugen die Ermittler jetzt zu. Sie durchsuchten die Wohnungen eines Polizeimeisters und seiner Bekannten in Reinickendorf und Spandau. Beweismaterial wurde beschlagnahmt. Ausgerechnet an die berüchtigten Hells Angels Turkey soll der Mann mit türkischen Wurzeln regelmäßig bevorstehende Polizeiaktionen verraten haben. Der Beschuldigte ist noch nicht lange im Dienst und hat auch nicht in der Spezialeinheit zu Rockerkriminalität gearbeitet. Zugang zu den sensiblen Informationen hat er sich vermutlich über den Zentralcomputer verschafft.

Lange hatten die Ermittler des zuständigen Kommissariats vom Landeskriminalamt nach der undichten Stelle in den eigenen Reihen gesucht. Was genau am Ende auf die Spur des Verräters führte, wollte die Polizei nicht sagen.

Den ebenfalls türkischstämmigen Kontaktmann des Spitzels hatten die Ermittler schon am 1. Oktober durch Zufall gefasst. Ein Spezialkommando stürmte damals das Rockerklubhaus in der Reinickendorfer Residenzstraße. Die Beamten fanden Dopingmittel sowie zahlreiche Hieb- und Stichwaffen. Die Polizei stellte zudem größere Bargeldmengen und ein Auto sicher. Der Hells Angel sitzt seither wegen gewerbsmäßigen Handels mit Anabolika in Untersuchungshaft.

Seinen Job ist der redselige Polizist wahrscheinlich für immer los. „Dem Polizeimeister wurde die Weiterführung der Dienstgeschäfte mit sofortiger Wirkung untersagt“, hieß es am Donnerstag aus dem Polizeipräsidium. Er musste Waffe, Dienstausweis und Uniform abgeben. Bis das Strafverfahren wegen Bestechung und Geheimnisverrats von der Staatsanwaltschaft eröffnet wird, bleibt er zwar auf freiem Fuß, erhält aber nur das Grundgehalt ohne Zulagen. Bei einer Verurteilung droht ihm eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren. Nach dem Strafprozess folgt das polizeiinterne Disziplinarverfahren. Voraussichtlich wird ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet und er verliert seine Pensionsbezüge.

In einem ähnlichen Fall kam ein Berliner Polizist 2008 mit einer Geldstrafe von 3600 Euro davon. Im Sommer 2006 hatte man bei einem Bandidos-Mitglied eine Liste mit Kennzeichen ziviler Polizeifahrzeuge gefunden, die zu dem Polizisten führte. Vor Gericht beteuerte er, kein Mitglied der Bandidos zu sein. Er sei nur mit einem Bandidos-Rocker befreundet gewesen. Der habe die Liste bei ihm zu Hause in einem unbemerkten Moment eingesteckt. In Brandenburg wurde vor wenigen Monaten ein Polizist zu eineinhalb Jahren auf Bewährung verurteilt, weil er interne Erkenntnisse an polnische Zigarettenschmuggler weitergegeben hatte. Er wurde nach der Verurteilung aus dem Dienst entlassen.

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