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Mehrfach brannten in Berlin Autos. Und nicht nur teure Marken (Symboldbild).

© imago stock&people

Bilanz der Polizei: 2015 brannten so wenige Autos wie seit 10 Jahren nicht

Lang ist es nicht her, dass nachts häufig teure Wagen angezündet wurden. Die Bilanz 2015 ist hingegen positiv. Bei der Aufklärungsquote aber gibt es keine guten Neuigkeiten.

Das Jahr war gerade einmal zwei Minuten alt, da brannte das erste Auto. Und zwar ein BMW in der Bessemerstraße in Schöneberg. Am 2. Januar brannte ein Mercedes in Neukölln, am 3. Januar wiederum ein Mercedes, wiederum in Neukölln. Das sind drei Brandstiftungen in den ersten drei Tagen des Jahres 2016, alle drei werden der allgemeinen Kriminalität zugerechnet, nicht der politisch motivierten. Daraus eine Tendenz abzulesen ist viel zu früh.

Für das vergangene Jahr gibt es aus dem Polizeipräsidium allerdings positive Nachrichten. Mit 175 Taten gab es den niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre, was Brandstiftungen an Autos betrifft. 2014 hatte es noch 242 Taten gegeben, 2011 hatte es mit 403 Taten den Höchststand gegeben. Schon Mitte Dezember des abgelaufenen Jahres hatte Polizeipräsident Klaus Kandt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur von einer „sehr positiven Entwicklung“ gesprochen. Bei den 175 Taten wurden 182 Autos zerstört und 88 daneben stehende beschädigt.

Wenig politisch motivierte Taten

Meist werden die Autos zur Verdeckung von Diebstählen, aus Versicherungsbetrug, aus persönlichen Streitigkeiten oder von Pyromanen angezündet. Politisch motiviert waren nach Einschätzung der Polizei nur 38 Taten im Jahr 2015. Das sind deutlich weniger als 2014 mit 53 Taten. Noch vor wenigen Jahren hatten allnächtlich teure Sport- oder Geländewagen in Kreuzberg oder Friedrichshain gebrannt. Es ging so weit, dass der damalige Polizeipräsident Dieter Glietsch empfahl, besser keine Porsches mehr in Kreuzberg abzustellen.

Die politische motivierte Zündelei trifft überwiegend nur noch Fahrzeuge von Firmen, die im Fokus der linksextremistischen Szene stehen. Also Dienstleister wie Dussmann oder Wisag, Konzerne wie Siemens oder Thyssen-Krupp und Logistiker wie DHL. Nur noch selten wurden zuletzt Selbstbezichtigungen („Bekennerschreiben“) im Internet veröffentlicht.

Darin wird den Firmen meist vorgeworfen, dass sie mit Militär- oder Sicherheitstechnik Geld verdienen. Verstärkt gab es Anschläge auf Dienstleister, die an Flüchtlingsheimen arbeiten. In einem im November veröffentlichten Schreiben wird dem Unternehmen Wisag vorgeworfen, vom „institutionalisierten Rassismus“ zu profitieren. In der Marzahner Poelchaustraße wurde ein Kombi angezündet, der bei Bärgida-Demos als Lautsprecherwagen eingesetzt war.

Extremisten veröffentlichen Anleitung im Internet

Erstmals wurde im vergangenen Jahr ein Video veröffentlicht – das das Anzünden eines Fahrzeugs der Firma „Sicherheit Nord“ in Neukölln zeigt. Der oder die Täter haben die Tat offenbar mit einer am Kopf befestigten Kameras gefilmt. Das 90-sekündige Video unter dem Titel „Infrastruktur von Bullen und deren Helfern sabotieren“ wird seitdem auf linksextremistischen Internetseiten so beworben: „Wollt ihr auch ein Auto anmachen? So geht’s.“

Zu sehen ist, dass das eigentliche Anzünden mit Hilfe von Grillanzündern auf dem Vorderrad genau 17 Sekunden dauert. Gefasst wurde der Täter nicht, die Aufklärungsquote bei diesem Delikt ist minimal. Denn bis das Auto stärker brennt, ist der Täter längst weg. Manchmal hat ein Feuer eine ganz andere Ursache, so am Samstagabend.

Da brannte in Friedrichshain ein großer, schwarzer Geländewagen – ein beliebtes Ziel der linksextremistischen Szene. Der Fahrer des Chevrolet Captiva hatte gerade vor der Arena am Ostbahnhof geparkt, als Rauch aufstieg. Durch einen technischen Defekt brannte sein Geländewagen rasant schnell ab, ein daneben stehender Audi wurde beschädigt.

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